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der mann in der kneipe


Der Mann kommt von hinten und spricht mich an, während ich eine Pommes aufgabele.

"Unn ... schmeckts ?" sagte er zu mir, worauf ich antwortete "ja, danke ... unn du ... hasch du aa schon was zu esse kriet ?".

Seine Antwort war "nee, ich darf nix esse, ich bin zu dick". Was er aber gar nicht war. Das trifft eher auf mich zu ;).

Weil ich gut drauf war (bin bei Pommes in Sichtweise immer) wollte ich noch einen kleinen Scherz machen und fragte "bische verheirat". Ich erwartete ein Ja und hätte dann "ja, deswegen (darf er nicht dicker werden) gestichelt.

Soweit alles in Ordnung ... ein ganz normales, heiteres Kneipengespräch. Bis seine Antwort kam: "nee, nicht mehr, mei Fraa iss vor 10 Joor gestorb. 42 Joor alt und eenfach inngeschloof" ... "und jetzt kommt widder die Zeit, wo es besonnersch schwer iss".

Daraufhin hat sich meine Heiterkeit Richtung Mitfühlen verabschiedet. Erst recht, als mir Beate sagte, was der Kerl vorher am Nebentisch so erzählt hat.

Der Mann hat nicht nur seine Frau verloren, er pflegt auch noch seinen Vater. Derweil dieser sein Geld den beiden Kindern, die sich "nicht" um ihn kümmern, gibt.

Wundert sich da noch jemand, dass der Mann in der Kneipe zu finden ist ? Manches ist nur mit 2, 3 Bier und "mal ein paar anderen Menschen sehen" auszuhalten.

Ja, wäre er egoistisch statt sensibel, dann hätte er vielleicht schon wieder eine Frau und würde den Vater dessen anderen Kindern vor die Haustür gestellt haben. Aber Egoismus ist ja eh merheitsfähig und so ist es schön, dass es noch andere Menschen gibt. Doch es gibt eine Grenze, die "sich selbst schaden" heißt und die sollte man erkennen und nicht überschreiten.
 

Engelbert 14.12.2004, 22.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Conny

Wie recht Du doch hast. Was meinst Du, was wir bei und in der Kneipe für Geschichten zu hören bekommen! In der Vorweihnachtszeit bekommen besonders viele Menschen den Blues, gerade die mit einem harten Schicksal und die, die alleine sind. Deswegen haben wir uns auch dazu entschlossen, an Heilig Abend die Kneipe aufzumachen. Die Gesellschaft "Gleichgesinnter" macht's ein wenig leichter.

vom 15.12.2004, 14.27
5. von patty

ist schon ziemlich nachdenklich stimmend, wenn man bedenkt welches Schicksal hinter den Menschen steckt, denen man täglich flüchtig und kurz begegnet... udn man weiss meistens nichts...

vom 15.12.2004, 12.51
4. von Karin

Ich hab hier einen Spruch hängen, der lautet:
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann was er will,
sondern daß er nicht tun muß, was er -nicht- will. (Rousseau).
Aber wo, frage ich... kann man das einklagen?
Was ich früher beklagt habe, nämlich zu wenig Zeit für mich selbst...hätte ich gerne nochmal zurück!
Ich habe jetzt Zeit für mich und ich betrachte das im Moment als Unglücklichsein.
Mit niederrheinischen Grüßen

vom 15.12.2004, 06.33
3. von riro

Schwieriges Thema, finde ich. "Doch es gibt eine Grenze..." Tja, Engelbert, wo ist diese Grenze? Wenn man anfängt, selbst einsam zu werden? Wenn es an die seelischen und/oder körperlichen Grenzen geht? Wenn man anfängt, sich nach anderen zu richten?
Muss/will man sich manchmal nicht auch selbst ein wenig schaden, um noch größeren Schaden von anderen abzuwenden?

Wann fängt ungesunder Egoismus an? Da mag es zig Meinungen geben - jeder für sich setzt andere Maßstäbe an sich und sich selbst.

In unserem Leben gibt es eine Menge ungesunden Egoismus - ich denke, daran krankt die Gesellschaft sogar. Schaut man Werbung, soll man immer top sein, soll alles besitzen.
Besitz und Karriere muss sein und irgendwie wollen es auch die meisten.
Und dann kommt man auf deine Seite und freut man sich, dass es doch noch menschelt. ;-)

Ich glaube, dass der Egoismus in den nächsten jkahren zunehmen wird - eine Art Überlebenskampf wird manchen Menschen verändern.

Es wird schwieriger werden, eine gesunde Mischung von An-sich-denken und Mitgefühl für andere hinzubekommen.

ok, ein wenig viel geschrieben, vielleicht ein wenig von deiner Kneipenbegebenheit weg. "Dein" Mensch hat meine Achtung, er hat sich MENSCHSEIN bewahrt. Und ihr habt ihm zugehört, das war ihm sicher eine Wohltat. Vielleicht ist er bei seinen Kneipengängen glücklicher als die, die die finanziellen Zuwendungen erhalten? Ich wünsche es ihm.

Allen eine Gute Nacht!

vom 14.12.2004, 23.59
2. von Rainmountain

Schauderhaft wie manche Menschen grdae die menschen behandeln, die ihnen Gutes tun. Ich kann den mann nur bewundern, muss mich jedoch Deiner Meinung anschliessen, dass er besser auch etwas an sich selbst denken wuerde. Mein Vater hat damals (nach 14 Jahren Pflege) das Pflegeheim gewaehlt, um meiner Mutter wieder ein leben geben zu koennen.
Liebe Gruesse, Nicole

vom 14.12.2004, 23.23
1. von ANne

Das ist so eine Sache mit dieser Grenze. Ob derjenige sie sieht, wage ich zu bezweifeln. Wer Abstand zu den Dingen (auch zu den eigenen) hat, sieht klarer. Nur: kann er diese Grenze sehen, oder ist er nicht selbst schon zu verzweifelt, um darauf zu achten?!
Deinen Beitrag finde ich gut, es ist nur ungemein schwer, diese Grenze zu finden. Ich weiß, wovon ich schreibe - erlebe das auch öfter als mir lieb ist. Bin ich deshalb egoístisch, wenn ich mal - viel zu selten - an mich denke?
Liebe nachdenkliche Grüße und eine gute N8
ANne

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