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freunde, beruf, vertrauen ... 4 jahre später


Vertrauen ... ich möchte schon, dass mir die Menschen vertrauen. Ich möchte auch, dass Menschen, die mich länger nicht gesehen haben, mir vertrauen.

Ich dagegen vertraue so gut wie niemanden. Ich gehe nicht von der Wohlgesonnenheit eines Menschen mir gegenüber aus. Jeder Mensch ist sich selbst der Nächste und im Berufsleben sowieso.

Auf den ersten Blick ist es widersprüchlich, wenn ich selbst nicht vertraue, aber will, dass andere mir vertrauen. Auf den zweiten Blick ist es das nicht. Denn ich selbst kenne mich ja und weiß, dass man mir vertrauen kann. Dass ich zuhöre und nichts weitergebe. Dass ich Menschen grundsätzlich offen gegenüber stehe, ohne sie gegeneinander auszuspielen.

Warum aber vertrauen mir die Menschen nicht ? Weil ich früher anders war. Früher, da habe ich schon mal erzählt "der da hat gesagt" und das hat sich dann halt rumgesprochen, dass ich das mache. Warum war ich so ?

Ganz einfach, wenn man selbst nicht so wichtig für andere zu sein scheint, dann sind es vielleicht die Botschaften über andere, die man von sich gibt. Man bekommt (oder glaubt es zumindest) mehr Aufmerksamkeit.

Aufmerksamkeit braucht der, der sich selbst unnötig klein macht und der, der im Beruf Freunde sucht. Der Zuhause kein erfülltes Leben hat und Kontakte im Büro sucht.

Ja, ich hatte im Beruf das gesucht, was man genau dort nicht suchen sollte: Freundschaften. Doch im Gegensatz zur den Freunden nach Feierabend sind die Kollegen keine Menschen, die man sich mit dem Herzen ausgesucht hat, sondern Menschen, die nun mal da sind. Die man zugeteilt bekommt. Glückstreffer ausgenommen passen die meisten nicht wirklich als Freund.

Freundschaften im Büro sind seltener als sie empfunden werden. Es sind oft Zusammenschlüsse als Zweckgemeinschaft. Man hält zusammen, wenn es um bestimmte Dinge geht, man frühstückt zusammen und hat so das Gefühl einer Gemeinschaft. Die dann lautklirrend zerbricht, wenn einer dann einen Vorteil hat, wenn er den anderen in die Pfanne haut.

Vier Jahre später leide ich nicht mehr an einem unerfüllten Feierabend. Ich nehme meine Kollegen als das, was sie sind. Als Menschen mit all ihren Macken eben wie auch ich welche habe. Und mit der notwendigen Distanz aus dem Wissen heraus, dass es ein Nebeneinander ist, dass so gut und so angenehm es geht, arrangiert wird.

Ein richtiges Miteinander, dass gibt es natürlich auch. Dessen Tiefe wird aber nicht ausschließlich im Büro erreicht, sondern da muss es auch Gemeinsames im privaten Nachfeierabendbereich geben.

Freunde ... nee, die habe ich nicht wirklich aus dem Büro in mein Leben retten können. Denn meine Stromlinienförmigkeit beschränkt sich auf den aerodynamischen runden Bauchbereich, sonst bin ich ein Mensch, der sich selbst nur schwer eingliedert. Der sich verbiegen müsste, um das zu tun. Eher ein Einzelgänger als ein Herdenläufer. Und dazu noch, welch Frevel, einer, der niemanden verdammen kann und sich nicht kommentarlos einer Gruppierung anschließt.

Ich stehe heute dazu. Und ich weiß auch, dass das eben zur Isolation führt. Aber es bedeutet nicht zwangsläufig die totale Isolation. Es gibt immer Menschen, die, auch wenn die eigene Wellenlinie so ganz anders ist, eine ähnliche haben. Man muss sie nur finden. Nur sind diese Menschen eben auch nicht mehrheitsfähig und begegnen einem nicht einfach mal so zwischen Toilette und Kantine, oder zwischen Postfach und Schreibtisch.

Aber ich Töpfchen Topf habe schon meine Deckelchen gefunden. Denn es ist ... 4 Jahre später. Eine Zeit, die mich sehr geprägt hat. Und die die wichtigsten 4 Jahre in meinem Leben waren. Aber das werde ich in vier Jahren evtl. auch sagen ;).
 

Engelbert 30.04.2004, 07.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

9. von Christa

Hallo Engelbert

Ich bin’s nochmals.
Ich denke nicht, dass man es sich so einfach machen kann (sollte): „Alle die privat etwas miteinander zu tun haben wollen, haben ihr Deckelchen noch nicht gefunden.“ Manchmal ist es ganz gut, wenn man auch etwas über das Privatleben seiner Mitarbeiter weiss. Man sieht sie plötzlich mit ganz anderen Augen.
Vor einigen Jahren kam ein neuer Mitarbeiter zu uns. Er hatte gerade sein Studium hinter sich gebracht und ich hielt ihn für einen arroganten Besserwisser. Jeder von uns hat die Worte des anderen in den falschen Hals bekommen. Wir konnten einander nicht ausstehen. Eines Tages fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, einmal mit ihm ein Eis essen zu gehen. Er betonte dabei, dass es sich um eine rein kollegiale Verabredung handle (also gar nichts mit Deckelchen). Sehr widerwillig sagte ich zu. Zu meiner Überraschung wurde es aber ein sehr schöner Abend. Er hat mir von seiner zukünftigen Frau erzählt, was für Reisen sie gemacht haben, u.s.w., hat mich aber auch so ganz nebenbei darauf hingewiesen, wie er mein Verhalten ihm gegenüber empfindet. Ich hatte es nicht einmal gemerkt. Wir haben uns durch die verschiedenen Eissorten gegessen und dabei gemerkt, dass wir uns hervorragend verstehen.
Das blieb auch so. Von da an konnten wir einander alles erzählen. Er hat alle Entscheidungen kopflastig gefällt und ich herzlastig. So war es gut, öfter die Meinung des anderen zu hören.

Es muss also wirklich nicht unbedingt etwas mit unerfülltem Feierabend zu tun haben.




vom 30.04.2004, 16.51
8. von Ingrid (Strandgut)

Liebe Ingrid, da du weder HP noch Mail angibst ... wäre es nicht möglich zu dem Ingrid etwas dazu zuschreiben?? Wenn ich Ingrid lese, meine ich immer 'huch, war ich das? und andere vielleicht auch.

Nun, das Vertrauen. Man muss durch Enttäuschungen nicht misstrauisch werden, wohl aber vorsichtig. Und ich stimme zu, dass Kollegengruppen Zwangsgemeinschaften sind, die sehen müssen, wie sie möglichst anständig miteinander auskommen. Da Freundschaft zu erwarten, ist zu viel verlangt.

vom 30.04.2004, 15.57
7. von Ingrid

Noch etwas wollte ich sagen: Der Löwenzahn vor der Linse ist so was von schön!!! Auf der Wiese hab ich noch nie so einen wundervollen wuscheligen Löwenzahn gesehen!

vom 30.04.2004, 15.37
6. von Ingrid

Ich kann dir auch nur beipflichten Engelbert. Aber Fakt ist, dass sich deine Lebensumstände gebessert haben und du gewachsen bist, was sich wiederum positiv auf dein Umfeld auswirkt. Von den anderen allerdings soll man nie zu viel erwarten. Das Arbeitsklima hat sich ja wahrscheinlich überall geändert und nicht gerade zum Besseren! Ich wünsche dir alles Gute!

vom 30.04.2004, 15.35
5. von Elke

Hallo lieber Engelbert,
du schreibst da sehr nachdenkliche und auch sehr private Worte, die ich gut nachvollziehen kann. Ich selbst habe schon manches Mal bedauert, dass es mir nicht so leicht fällt Freundschaften zu schließen, relativ locker und unbefangen auf andere Menschen zuzugehen. Aber ich fühle mich deshalb nicht wirklich einsam und schätze umso mehr jede Freundschaft, die Tiefe zeigt.
Liebe Grüße
Elke

vom 30.04.2004, 14.29
4. von gipsy

Hallo Engelbert....
Schön wenn Du Dein Deckelchen gefunden hast,ich mags Dir von Herzen gönnen(ich hab meins auch ;-) und dass Du den Start zurück doch einigermassen friedlich hingekriegt hast. Noch eine kritische Anmerkung:
1. Freundschaften kann man nicht erzwingen, sie ergeben sich mit dem kennenlernen und Vertrauen
2. Vertrauen kann man nicht vom andern verlangen, das muss gewonnen und erschaffen/verdient werden (und wird ja auch von Sympathie getragen oder?)Und enttäuschtes Vertrauen ist umso schwieriger wieder zurückzugewinnen....oder liege ich da so falsch mit meiner Ansicht?
Ich wünsche Dir und Deinem "Deckelchen" ein ganz schönes Wochenende
LG


vom 30.04.2004, 14.08
3. von Christa

Grundsätzlich sollte man geschäftlich vorsichtig sein, ja. Aber ich habe eine sehr gute Freundin immer noch von der vorherigen Firma (ich bin jetzt schon 17 Jahre weg von dort). Sie hat mir mal gesagt, ich sei der gleiche "Schiesshafe" (könnte man etwa mit Nachttopf übersetzen und hat in dem Falle die Bedeutung von Angsthase) wie ihre Schwester. Wahrscheinlich verstehen wir uns deshalb so gut.
In dieser Firma habe ich eine Seelenverwandte gefunden. Leider ist sie seit Februar nicht mehr hier. Wir schreiben uns aber oft und haben uns auch schon wieder gesehen.

vom 30.04.2004, 10.54
2. von Renate - Fritzi genannt

Lieber Engelbert, wie gut kann ich diese Worte nachempfinden - und mich für dich freuen, dass Du 'dein Deckelchen' gefunden hast.
Ich habe gelernt, Arbeit von Privatleben zu trennen - aber 'mein Deckelchen' suche ich noch immer!
Dir wünsche ich von Herzen, dass dieses Mal dein 'Ausflug' in die Arbeitswelt angenehmer verläuft. Mit diesen An- und Einsichten MUSS es besser werden.
Dies wünscht Dir
Fritzi

vom 30.04.2004, 10.10
1. von Ulla

Hallo Engelbert,

gute Betrachtung, so sehe ich das auch. In all meinen - bald zu Ende gehenden - 32 Jahren in ein und derselben Firma gab' es gerade mal eine gute Freundschaft, die auch über den Feierabend hinaus zu retten war.....
Als Fazit deines Eintrages kann ich nur sagen: Ich bin sehr glücklich, dass es für mich bald vorbei ist, wenngleich es in dieser langen Zeit natürlich auch gute Strecken und schöne Momente gab! Aber diese Zeit ist sowieso nicht mehr meine, diese amerikanischen Methoden in den Firmen schrecken mich sehr ab!

Ich glaube, du wirst das locker nehmen, ich denke auch, dass die vier Jahre dich gut geprägt haben und du mittlerweile Freundschaft und Vertrauen genügend an wichtigeren Stellen hast!

Lieben Gruß und schönes Wochenende!

Ulla

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