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Ausgewählter Beitrag

internet und schreiben


Was mir auffällt, ist, wie isoliert Worte gelesen werden. Wie individuell Worte wirken.

Der Leser hat Lust und Muße zu lesen, sonst würde er ja etwas anderes machen. Was er nicht weiß, ist, aus welcher Situation heraus etwas geschrieben wird.

Niemand weiß, ob der Schreiber müde, gut drauf, alkoholisiert oder gestresst ist. Ob er gerade einen Tag- oder Alptraum hatte.

Und der Leser hat auch seine eigene Befindlichkeit, seine wunden Stellen, in die evtl. hineingeschrieben wird.

In den internetten Zeilen fehlt jede Mimik und Gestik. Ohne Emoticons erst recht.

Manche können zwischen den Zeilen Dinge erkennen. Manche erkennen Dinge, die gar nicht da sind.

Man nimmt einen Eintrag oder Kommentar als ein ganzes Bild wahr. Man nimmt Teile eines Puzzles und baut sich daraus ein vorläufiges Bild.

Doch die via Internet gelieferten Puzzleteile sind nur wenige. Viel weniger, als wenn man diesem Menschen begegnen würde.

Mißverständnisse und Fehleinschätzungen sind Normalität im Internet. Erst, wenn man einen Schreiber über lange Zeit liest, nähert sich das Bild, dass man sich über ihn macht, auch dem Menschen hinter den Zeilen. Aber nur, wenn er so schreibt, wie er ist.
 

Engelbert 27.05.2004, 12.44

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Dem Arch

Da gebe ich Engelbert absolut recht.

Ein Buch vielmehr als ein Brief bietet den Raum für sorgfältige Überlegungen und gewählte Worte.
Das Gegenüber vollzieht durch Ausstrahlung eine direkte Wechselwirkung u.a. durch Gestik, was die Wortwahl ebenfalls lenkt. Das Internet und der Chat sind Zwischenräume: Es wird eine Briefform als auch eine Wechselwirkung suggeriert. Hierdurch ist eine Gefahr der Fehleinschätzung und des Missverständnisses erheblich größer als in Brief oder Gegenüber. Dies ist nur nicht jedem bewusst.


vom 27.05.2004, 22.51
3. von Heide

Hallo Engelbert,

du schreibst: "In den internetten Zeilen fehlt jede Mimik und Gestik. Ohne Emoticons erst recht."

Komisch, das muss ich immer im Zusammenhang mit dem Internet lesen.

Als ob es bei anderen Texten nicht auch so wäre!

Manchmal denke ich, das hängt mit den Emoticons zusammen: Man hat sich schon zu sehr an die gewöhnt.

Auch die anderen Bemerkungen gelten für alle Texte, Briefe vor allem.

vom 27.05.2004, 18.17
2. von suan

Lieber Engelbert,
das hast Du äußerst treffend geschildert. Ich stimme Dir in allen Punkten voll und ganz zu. Für mich ist genau das aber auch das Faszinierende daran. Zumindest als Blogleserin. Ich lese bestimmte Blogs regelmäßig und schaffe mir ein Bild von dem Menschen dahinter. Ob es der Realität entspricht oder nicht, vermag ich dann zwar nicht zu beurteilen, aber ich kann Strömungen wahrnehmen, mich hingezogen fühlen oder gar abgestoßen. Natürlich kann es zu Missverständnissen kommen, aber zu Missverständnissen kommt es auch mit meinen realen Gegenübern manchmal. Man macht sich auf den Weg, und schafft diese beiseite (die Missverständnisse, nicht das reale Gegenüber *g*).
Die Blogs, in denen ich immer wieder gerne lesen, geben mir zumindest das Gefühl, dass da jemand so schreibt, wie er ist. Und auf manchen Menschen hinter dem Blog bin ich dann so gespannt, dass ich ihn gerne mal real kennen lernen möchte, um das virtuelle Bild, das ich habe, zu ergänzen, zu revidieren, weiter auszufüllen. Ein spannendes Thema....

Lieber Gruß
suan

vom 27.05.2004, 14.07
1. von Sunny

Dem stimm ich dir voll zu, lieber Engelbert. Ich finde das auch sehr interessant - sonst würde ich sicher nicht zu den Bloggern zählen ;-)

So ist es mir bei einigen Blogs ergangen, dass ich mir zunächst ein ganz falsches Bild von der Person, die dahinter steckt, gemacht habe. Meine persönliche Einschätzung der/s Betreffenden musste ich oft irgendwann revidieren, weil ich sie/ihn erst durch längeres Lesen "kennengelernt" habe.
Ganz selten festigt sich das Bild, das ich vom ersten Eindruck hatte. Aber auch das kommt vor.

Außerdem lernt man mit der Zeit, zwischen den Zeilen zu lesen, kann Stimmungen erkennen, aber auch Hilfeschreie und all die anderen positiven wie negativen Gefühle, die mit den Zeilen schwingen. Man sensilibiert sich mit der Zeit für den Schreiber.

Ich erkenn das auch an den Kommentaren in meinem Blog. Die regelmäßigen Leser kennen und verstehen mich, kennen meine Grundeinstellung, die durch meine Einträge fliesst. Andere, sporadische Leser, fehlinterpretieren oft meine Inhalte und reagieren dementsprechend, was ich allerdings nicht schlimm finde.

Aber es fasziniert mich, wie unterschiedlich und manchmal doch so gleich die Menschen sind und ich finde das super interessant ...

Dir noch einen schönen Nachmittag,

liebe Grüße
von Sunny :)

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