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krebs (eine betrachtung)

Krebs. Ich hatte ein ganzes Leben lang Angst davor. Bis er dann kam. Bereits mit Metastasen, als er entdeckt wurde. Aussichten, dass ich überlebe, immerhin 75 %. Aber 25 % eben auch nicht ... was einem in diesem Moment wie eine Riesenzahl vorkommt. Zumal meine anderen chronischen Erkrankungen ja auch noch da waren.

Die Angst wurde mein Freund. Die Angst, nicht zu überleben.

Ich lebe heute noch, also habe ich überlebt. Aber nach der Angst, zu sterben kam die Angst, das der Krebs wieder kommt.

Doch irgendwann war da dieser Satz in mir:

Wenn ich Angst habe, schwäche ich mich, dann kommt der Krebs erst recht zurück. Je weniger Angst ich habe, zu sterben, je weniger Angst ich habe, wieder an Krebs zu erkranken, desto weniger Chancen gebe ich dem Krebs.

Unter diesen Satz könnte ich (c) Beate schreiben. Denn diese Denkweise hat sie mir eingeimpft, als ich, wenn wir irgendwo hingefahren sind, sagte "ist vielleicht das letzte Mal, dass ich das sehe".

Ich empfehle Euch, sagt so einen Satz nicht, wenn ihr Beate zur Frau habt. Denn da wird sie wild ;). Gottseidank !

Sie hat mir auch geholfen "leben wollen" und "die Angst nicht zum Freund der Krankheit machen" auf meine Fahne zu schreiben. Für diese Sätze bin ich Beate ewig dankbar und für den "was habe ich, was kann ich damit tun" auch.

Beate war mir in dieser Zeit (und ist mir natürlich auch heute noch) Rückhalt. Ich darf gar nicht anfangen negativ zu denken, da sehe ich schon ihre Stirnfalten ;).

Während meiner Auszeit war es zudem wichtig, mich nicht nur mit dem Krebs zu beschäftigen. Also suchte ich mir etwas, das mir half, meine Gedanken in andere Richtungen zu lenken. Und betrat die virtuelle Welt. Zuerst lange Zeit nur in Mailinglisten, bis mir jemand sagte, ich solle doch mal meine Gedichte auf eine Homepage stellen. Mittlerweile sind auf Seelenfarben weit mehr als nur Gedichte zu finden ;).

Krebs kann jederzeit zurückkommen. Auch bei mir, zumal der Ursprungstumor nie gefunden wurde. Schützen kann mich nur, wenn ich die Angst davor im Zaum halte.

Wäre da nicht dieser Traum gewesen. Den nicht ich geträumt habe, sondern jemand anderes, den ich nur vom Netz her kannte. Ein Traum, in dem ich irgendwann, wenn ich sehr krank bin, zu dieser Person gehen werde. Und mit ihr sprechen. Eine Art Abschiedsgespräch, das zeitlich gar nicht so weit entfernt sein soll.

Diesen Traum bekam ich per Mail erzählt. Ich bin damals innerlich fast zusammengebrochen.

Auch heute denke ich, wenn es mir nicht so gut geht, ab und zu an diesen Traum. Er durchzieht mich dann wie ein heißes Eisen.

Der Krebs hat mich verändert. "Ich" bin mir heute wichtig geworden und das, was "ich" will und was "mich" wohlfühlen lässt. Nicht auf Kosten Anderer natürlich. Es gibt wenige Freunde, die ich habe, das sind Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich bin und deren Wunsch es ist, dass es mir gut geht.

Doch es gibt auch Menschen, die mit ihrer Vorstellung von den Dingen anderer Meinung sind als ich. Sie sind kein Maßstab (mehr). Wichtig bin ich. Und das ist gut so :).

Engelbert 15.07.2004, 18.41

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Schokolade

Gelesen.
Haette es nie vorgestellt. Es gibt einige Dinge im Leben, die wir uns nie erklaeren koennten. Aber ja...man sieht wie alles so wichtig ist, nur wenn etwas passiert...Leute die neben uns sind, sind sooo wichtig...
Und du bist wichtig, Engelbert.
Du, lebenswert.
Du, dein Herz, deine Seele.
Nur weil DU bist.
Bitte, glaub es so...und der Krebs wird dich in Ruhe lassen...

vom 18.07.2004, 01.16
5. von Seelchen

Hallo Engelbert,
der Krebs ist eine schlimme Krankheit und hat mir innerhalb von einem halben Jahr zwei liebe Menschen weggenommen, über deren Tod ich bis zum jetzigen Zeitpunkt immer noch nicht hinweg gekommen bin.
Ich habe mir, bevor das passiert ist, nie Gedanken über Krebs gemacht, weil ich dachte, mich trifft er sowieso nicht, schließlich bin ich gerade einmal Mitte zwanzig, aber heute gehe ich damit anders um.
Der Krebs hat auch mein Leben verändert, hat mir gezeigt, wie schnell das Leben vorbei sein kann, aber auch wie kostbar jeder Tag ist.
Und das ist das wichtigste: Das man jeden Tag bewußt lebt !

vom 16.07.2004, 08.24
4. von Bine

Guten Morgen Engelbert,

wie sagt Johannes Heesters so treffend: "Zum Sterben habe ich keine Zeit..." und Simone: "Wir machen uns keine Gedanken über den Tod, Juppi und ich leben heute."

Fast alle Menschen die ich kennengelernt habe und die gesund sehr alt geworden sind haben so gelebt - keine Zeit um krank zu sein, keine Zeit für trübe Gedanken, auch mit 80 noch ein Ziel (meine Omi wollte nach Indien z.B.).

Ich denke, die innere Einstellung ist das Geheimnis um alt zu werden. Beate hat völlig recht mit ihren Stirnfalten.

Daß ich jetzt an Ausnahmen denken muß - die Ausnahmen schiebe ich schnell zur Seite. Auch sie schafft es!!!!!!!!!!!!!

Tschüß

Bine

vom 16.07.2004, 07.33
3. von Marianne

Es ist wichtig - aber leider nicht selbstverständlich - dass man in einer Krisensituation auf seinen Partner zählen kann. Ich durfte dies auch. Solch ein Erlebnis verbindet ungemein und ich liebe meinen Partner dafür noch mehr!!!!

vom 15.07.2004, 20.09
2. von Carola (Fürth)

Ich habs gelesen ...Ich kann mich jetzt auch wieder dran erinnern, du hattest das irgendwann, glaub ich, schon mal erwähnt. Falls dein Magen auch davon betroffen ist, möcht ich mich jetzt gern bei dir entschuldigen ! Weil du hattest doch vor kurzem eine Magenverstimmung (zuviel gegessen) und ich hab darauf kommentiert, dass ich das lustig find. Ich wusst ja nicht .....

vom 15.07.2004, 19.40
Antwort von Engelbert:

es gibt überhaupt kein Grund zur Entschuldigung ... mit dem Magen war nix ... und ich hab doch über Deinen Kommentar geschmunzelt :)


1. von Elisabeth (himmelblau)

wo steht das jetzt??? finds nicht :-(

vom 15.07.2004, 19.16
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