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Ausgewählter Beitrag

nachbetrachtung und aussichten


Abschliessend ... ok, ich habe durch die pauschale Wortwahl (auch noch ein Wort, das "man" nicht verwenden darf) meine in diesem Moment nur an eine Familie gerichteten Worte auf ein Volk übertragen. Auch, weil im Grund bereits Ressentiments da waren (die "bösen" ragen halt heraus, von den ruhigen weiß man nichts). Die negativen Eigenschaften bestimmter Teile eines Volkes ruinieren den Ruf und man neigt dazu, auch das restliche Volk so zu sehen. Da bin ich auch nicht frei davon. Und uns Deutschen passiert das im Ausland genauso. Das Ganze hindert mich aber nicht, Sinti und Romas ohne Hass zu begegnen.

Ich "verurteile" ein Volk nicht, ich schicke es nicht zum Duschen und ich hab mich auch nicht irgendwelchen Anfängen zu wehren, weil es keine Fortsetzung gibt. Mich als rechtsradikal und als Volksverhetzer in einen Gesinnungstopf zu werfen, ist eine Frechheit, gegen die ich mich wehre. Ein "ich finde nicht richtig, dass ... weil ..." hätte genauso gereicht und mehr bewirkt.

Ich hab geglaubt, man kennt mich und weiß, dass ich in der Lage bin, differenziert zu denken. Der heilige, immer nur den Nächsten liebende Engelbert bin ich aber auch nicht. Wenn ich mich ärgere, dann schimpfe ich. Auch mal auf Volksgruppen. Wichtig ist, ob jemand eine geistige Mauer zieht oder ob Fenster und Türen drin sind.


Was ich mich frage ist, ob man denn nicht Ausrufe der Verärgerung in dieser Form ins Blog bringen kann. Ob man denn alles abwägen muss und dabei erst nachvollziehen, wie es empfunden werden könnte. Manche Schreiber interessiert es einen "Stratz", was die Leser denken.

Aber ein Volk verhetzen ... was vor 60 Jahren war, ist für mein heutiges Handeln nicht wichtig. Sondern wichtig ist mein Spiegel, in den ich ohne Probleme reinschauen kann und das auch tue. Es gibt keine Kollektivhaftung für ein Volk, sonst würden die Amerikaner und Australier auch ewig am Pranger stehen. Ich war damals noch nicht geboren, als muss ich mich nicht schuldig fühlen. Sondern kann (und werde) das heutige Deutschland von einer möglichst neutralen Position aus sehen. Ehre, wem Ehre gebürt und Kritik, wenn ich kritisieren will.


Es gibt Einträge, die sind aus einer momentanen Verärgerung geschrieben (es lebe das Bloggen, wo man so schön schnell Worte loslassen kann ;) ) und es gibt bissige oder ironische. Manchmal ist es ein Stück "Titanic"-Magazin, das ich schreibe. In dem Wunsch, dass das auch so gelesen wird.

Ich bin übrigens der einzige Tagebuchschreiber, vom dem man erwartet, dass er sich erklären muss. Und so werden diese Zeilen hier auch die letzten sein, in denen ich mich und meine Denkweise erkläre. Lest mich, dann werdet ihr mich kennen lernen.

Meine kurze Anwandlung, hier nur noch unangreifbar weichgespült zu schreiben, habe ich gottseidank überwunden. Denn ich habe mich entschieden, mich nicht irgendwelchen Angriffen zu beugen.

Ich werde auch weiterhin hier Themen zum "Anecken" bringen. Wenn mir danach ist, dann schreibe ich darüber, dass im Polizeibericht unserer Zeitung bei Diebstählen sehr oft das Wort "osteuropäischer Akzent" steht. Oder ich schreibe über die Problematik des Zusammenlebens zwischen Deutschen und Deutschrussen hier im Ort. Oder über Italiener oder Juden oder Polen oder Deutsche oder Autofahrer oderoder.
 

Engelbert 08.03.2004, 19.55

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Kommentare zu diesem Beitrag

17. von EveryWoman

Hallo Engelbert, Hallo Mitschreiber!

Gestern schrieb Engelbert in einem Beitrag, dass er hier nicht nur Ja-Sager haben will, sondern auch aufgeschlossen gegenüber abweichenden Meinungen sei. Und ich glaube ihm das. Ihm ...aber ich habe den Verdacht, dass einige andere hier nicht ganz so aufgeschlossen gegenüber Meinungen sind, die von der eigenen abweichen, wenn ich hier so Sachen wie "künstlich aufregen", "Riesentheater machen", "Zunder geben", "in die Ecke drängen" lese.
Ich bin nach wie vor anderer Meinung, was das Reden oder Schreiben über Menschen nicht-deutscher Abstammung angeht, als die Mehrheit der Schreiber hier. Aber ich habe mich bemüht, Engelbert in meinen Beiträgen weder zu verurteilen noch persönlich anzugreifen. Und soweit ich gelesen habe, haben sich auch die anderen Kritiker _hier_ um eine sachliche Darstellung ihrer Sichtweise bemüht. Und wieso wir jetzt deswegen "an unserer persönlichen Einstellung arbeiten sollten" und uns unterstellen lassen müssen, dass wir mit dem Begriff wohl "wesentlich Schlimmeres assoziieren", verstehe ich persönlich nicht. Ich gewinne hier aber so langsam den Eindruck, dass man in den Augen einiger Leser hier, automatisch zum 'Angreifer' oder 'Feind' mutiert, wenn man eine kritische Meinung äußert.

vom 09.03.2004, 18.44
Antwort von Engelbert:

meine Bitte an Dich: bleib so wie Du bist :))
16. von Tina

Nachträgliche Nachfrage zu 7.: Seid ihr Pfälzer nicht auch eine Randgruppe???? ;-)Noch nen schönen Tag und Grüße vom Rand des Nachbarlandes!

vom 09.03.2004, 15.02
Antwort von Engelbert:

Vom Saarländer aus gesehen auf jeden Fall ;)) ... aber das gilt auch für Saarländer in unseren Augen *gg*.
15. von Hippolana

Hallo Engelbert,

jetzt habe ich die ganze Diskussion lange genug angesehen und muss auch noch etwas dazu bemerken.

Du hast vollkommen recht, wenn Du sagst, wer Dich kennt, würde nie auf die Idee kommen, dass Du mit Deinen Worten eine bestimmte Gruppe angreifen willst.
Dazu bist Du nämlich viel zu neugierig! Und wer neugierig auf Alles ist, der will immer mehr wissen und nicht angreifen.

Ich lese Deine Seiten genauso wie einen Brief/Mail eines Freundes.
Mich interessiert was er schreibt, was er denkt, welche Meinungen er hat. Wenn ich mal anderer Meinung bin, dann kann ich es ihm sagen/schreiben. Aber auf keinen Fall ein Riesentheater wegen einer Formulierung machen.
Wenn ich mich so darüber aufregen würde, dann bräuchte ich seine Briefe doch gar nicht mehr zu lesen!

Wem Deine Art zu schreiben nicht passt, der soll es doch bleiben lassen. Und nicht alles daraufhin sezieren, ob vielleicht doch etwas Angreifbares dabei sein könnte.
Ich habe das Gefühl, dass das manche wirklich machen. Die sind unter Garantie sehr enttäuscht, wenn sie mal ein paar Tage nichts finden können, über das sie sich aufregen könnten.

Bleib bitte so wie Du bist!

Liebe Grüße
Iris


vom 09.03.2004, 10.29
14. von Themenmixer

Ich bin ziemlich baff, was hier so abgeht in letzter Zeit. Also Engelbert - von mir gibts keinen Zunder (weil ich nicht verstehe, warums hier Zunder gibt) sondern Aufmunterung auch weiterhin kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Es gibt leider immer wieder Leute im Netz die aufgrund irgedneiner tagesabhängigen Unpässlichkeit sich berufen fühlen, mal eben hier und da ein wenig herumzupoltern. Nach all den Jahren meiner Wenigkeit im Netz der Netze kenne ich das zur Genüge. Don't feed the trolls!

vom 09.03.2004, 08.35
13. von Gabi

Hallo Engelbert,

also diese Diskussion hier hat mich bis in die Nacht hinein verfolgt. Irgendwann heute Nacht viel mir dann etwas ein....

Schuhe, die einem nicht passen, soll man nicht anziehen, denn sie drücken beim Tragen.

Also, in diesem Sinne, pass auf, dass du keine Hühneraugen bekommst ;-)

LG
Gabi

vom 09.03.2004, 08.00
12. von Jörg

Hallo Engelbert,
ich kann Dir das sehr gut nachfühlen, dieses "in die rechte Ecke gedrängt" zu werden. Du und einige andere werden sich ja noch an den "Zwischenfall" den ich mit Georg hatte, erinnern.
Somit weiß ich auch wie fast hilf- und sprachlos man in dem Moment ist, wenn man begreift, was einem wiederfährt.
Es ist gut, dass Du die Zusammenhänge sehr deutlich dargestellt hast. Obwohl es auch da wieder Mißverständnisse gegeben hat. Das ist aber überhaupt nicht das Problem, das kann man mit wenigen Worten klarstellen.
Man kann aber nicht mit einer wütenden Bulldogge diskutieren.
Es kommt mir vor, dass Georg rot sieht, wenn er irgendwo etwas liest, was nur im entferntesten nationalsozialistisches Gedankengut beim Schreiber vermuten läßt. (Er verwechselt da übrigens faschistisch mit nationalsozialistisch, seine Geschichtskenntnisse sind nicht die besten, das hab ich schon bei anderer Gelegenheit gemerkt)
Es ist dann nicht mehr möglich eine Diskussion mit ihm über das Thema zu führen.
Schade, weil es ein sehr wichtiges und uns alle ganz aktuell betreffendes Thema ist.
Georg hat es mir aber vergällt, hier im Internet über das Thema zu schreiben. Und so wird es leider auch anderen gehen. Keiner läßt sich gern seine Gedanken im Mund umdrehen und am Ende noch dafür beschimpfen.
Es ist gut, dass Du weiterhin so schreiben wirst, wie Du es für richtig und gut hälst, ohne daran zu denken, was andere daraus machen könnten.
Tschüß, hab einen schönen Abend!
Jörg


vom 09.03.2004, 00.37
11. von grwragedd

Ich bin übrigens der einzige Tagebuchschreiber, vom dem man erwartet, dass er sich erklären muss. Und so werden diese Zeilen hier auch die letzten sein, in denen ich mich und meine Denkweise erkläre. Lest mich, dann werdet ihr mich kennen lernen.

Sei versichert, bist Du nicht:-)
Meine Konsequenz war, das Tagebuch runterzunehmen.
Über den Rest lass ich micht nicht aus, haben andere schon zur Genüge. Nur soweit, kann deinen Ärger verstehen.
LG, gwragedd

vom 09.03.2004, 00.08
10. von Margie*

Nabend lieber Engelbert,

frag mich was war jetzt aufregender, das Passierte an jenem Tag mit de ZischeinerFamilisch *g oder das TB-Tobabu.
Niemand hat was getan, keiner hat was gesehn, doch alle reden drüber *g
Quatsch beiseite, lach drüber, schlaf gut, träum schön ... aber net von de Zischeina und net vom TB ;-)

Knuddelgrüßle
v. Margie


Lichtenberg, Georg Christoph 01.07.1742 - 24.02.1799:
Nichts kann mehr zu einer Seelenruhe beitragen, als wenn man gar keine Meinung hat.

vom 08.03.2004, 23.40
9. von Muddy

Hallo Engelbert,

also ich habe die ganze Sache nun mit regem Interesse verfolgt und bin zu meinen eigenen Schlüssen gekommen.
Deinen ursprünglichen Eintrag (den Stein des Anstosses) habe ich damals gelesen und genau so verstanden wie du ihn offensichtlich auch gemeint hast.
Ich glaube, dass bei all denen, die sich darüber so aufregen, genau das eingetreten ist, was uns schon in der Schule eingebläut wurde: Übertriebenes Schuldbewusstsein wegen der Vergangenheit unseres Volkes, der sogenannten Kollektivschuld. Ständig wird uns suggeriert, dass in uns Deutschen potentiell Rechtsradikalismus und Faschismus schlummern. Dadurch interpretieren empfängliche Menschen in alles etwas Negatives hinein. Wenn ich das Wort "Zigeuner" höre, dann denke ich an "fahrendes Volk", Unabhängigkeit, Weissager, usw., aber auch an Schlitzohrigkeit und Gaunerei. So kennt man Zigeuner aus der Geschichte und ich empfinde das nicht als abwertend.
Die Menschen, die sich an dem Wort "Zigeuner" stören, assozieren wohl wesentlich Schlimmeres damit, und unterstellen dir dann, dasselbe damit zu meinen. Ergo sollten genau jene, die sich hier so künstlich aufregen, an ihrer persönlichen Einstellung arbeiten und nicht du an deiner Wortwahl. Vielleicht glauben sie auch für andere Denken zu müssen? Keiner hat geschrieben, dass du ihn persönlich damit angegriffen hast, weil er sich betroffen fühlt.

Kennst du den Spruch:

"Wenn du denkst was ich jetzt denke, bist du ein Schw....?"

Ich glaube der sagt alles!

Gruss,
Markus

vom 08.03.2004, 23.11
Antwort von Engelbert:

Einfach mal danke für Deine Worte, die ich gerne mit unterschreibe ... ich bin immer wieder fasziniert, wie andere Zusammenhänge sehen und niederschreiben können, die ich selbst nicht könnte, weil ich eben nicht die neutrale Position als Zuschauer habe.
8. von Conny

Hallo Engelbert!
Es ist schwer, wirklich .... manchesmal wollte ich etwas auf deine Beiträge schreiben, aber dann dachte ich darüber nach, welches Recht ich eigentlich habe. Was darf man schreiben, was soll man nicht schreiben, im Guten wie im "Bösen"? Es ist doch dein Blog, dein Reich und wenn wir mal nicht einer Meinung sind, dass habe ich dafür meinen Blog ;) Es ist oft so schwer, Argumente sachlich zu bringen und gleichzeitig jemanden, den man schätzt nicht zu verletzten. DA gehört viel Feingefühl dazu, dass ich leider nicht immer habe.
Dieser Satz hier aber: "was vor 60 Jahren war interessiert mich nicht." .... der stimmt mich schon sehr nachdenklich. Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich "so" meinst.
Du hast dich hier in letzter Zeit schon verändert, dass bilde ich mir zumindest ein. Manchesmal denke ich darüber "endlich ....", machesmal aber auch "schade ...". Aber wichtig ist, dass du DU bleibst und dich wohl fühlst. Und ich bin sicher, dass tust du.
Nächtliche, müde aber liebe Grüße,
Conny

vom 08.03.2004, 23.07
Antwort von Engelbert:

Danke Dir ... und ja, den Satz meine ich so. Dass es mich nicht interessiert, bedeutet weder, dass ich leugne, was passiert ist noch dass ich es gut heiße, im Gegenteil. Vielleicht hätte ich schreiben sollen (und das ändere ich auch gleich ab) "ist für micht nicht wichtig".

Ich richte mein Handeln nicht nach der Vergangenheit meines Landes, sondern nach der Gegenwart und meinen moralischen Werten.

Ob ich mich verändert habe ?? Ich hoffe doch ... Veränderung bedeutet Entwicklung und stehen bleiben will ich nicht. Geht auch gar nicht, man entwickelt sich zwangsläufig. Vielleicht bin ich mehr auf dem Weg zu mir selbst als ich es je rausgelassen habe.

Ich habe früher mein Tagebuch viel zu sehr in die Seelenfarbenwelt integriert und heute gebe ich meinen Worten mehr Direktheit (und natürlich auch Angriffsfläche). Ich war frühre zu lieb, habe also einer Seite von mir zuviel Beachtung geschenkt und heute bin ich mehr ich.

Es gibt immer ein "endlich" UND ein "schade". Wenn man Etwas ändert, verliert man etwas Altes. Ich bin halt hier so offen, dass man das alles lesen kann ;).
  
7. von Tina

So, jetzt hab ich mir das alles über diese seltsame Geschichte mal durchgelesen.... und finde es - mit Verlaub - recht seltsam, was für ein Aufhebens wegen eines Wortes, das mir noch nicht einmal als Schimpfwort bekannt ist, gemacht wird. Hättest Du gesagt, "von den Deppen aus der Nachbarschaft" statt "Zig**ner", hätte kein Mensch sich hier aufgeregt(außer vielleicht den Deppen ;-)) Ein enziges "falsches" Wort führt jedoch zu Diskussionen, die den Zeitaufwand eigentlich nicht rechtfertigen, weil sich permanent irgendeine Randgruppe - z.B. Ömchen mit krankem Pudel - auf den Schlips getreten fühlen KÖNNTE. Du solltest also - finde ich - weitermachen wie bisher!!!!! Schöne Grüße

vom 08.03.2004, 23.02
Antwort von Engelbert:

Das Große daraus entstand nicht "nur" durch dieses Wort. Es entstand durch die Antipathie eines Menschen gegenüber mir, der sehr gerne diesen Aufhänger genommen hat, um zu schiessen. Und ich Depp bin darauf eingegangen. Auf der anderen Seiten musste ich darauf eingehen, weil ja nicht nur ich, sondern auch meine Besucher (ihre Kommentare wurden zitiert) mit reingezogen wurden.

Erstaunlich, wie hoch Wellen schlagen können ... und es wird in 2 Tagen erstaunlich sein, wie schnell sie weg sind ;).
6. von Elisabeth (himmelblau)

also nochmal: hab bei 5 (unten meinen Namen vergessen)

vom 08.03.2004, 22.09
5. von

Also ich gehör ja auch zu denen, die deine sog. "Redewendung" kritisiert haben - wenn auch eher unauffällig, steht jetzt schon im Archiv. Und ich finde es gut, dass du diesen erklärenden Beitrag hier jetzt geschrieben hast, auch wenn ich nach wie vor nicht mit allem einverstanden bin.
Meine Sensibilisierung, was dieses Thema betrifft, hängt nicht damit zusammen, dass ich ein ach so guter Mensch bin, sondern, dass ich ebenfalls einer Minderheit angehöre, die gern und oft durch abwertende Ausdrücke verunglimpft wird - und auch das geschieht keineswegs immer aus böser Absicht heraus. Warum überhaupt Ärger, den man gegenüber ganz konkreten Menschen, die vor einem stehen, empfindet, auf eine ganze Familie oder ein ganzes Volk übertragen?
Dir Engelbert, glaube ich aufs Wort, dass du imstande bist, Sinti und Roma ohne Hass zu begegnen. Ich glaub aber nicht, dass das für alle deine LeserInnen hier gilt. Wenn du schreibst "Zig*ner" magst du das differenziert sehen (aber wozu benötigst du dann dieses Wort?), aber mindestens einer deiner Leser wird das als Freibrief nehmen, das Wort Zigeuner immer und überall und selbstverständlich abschätzig zu verwenden. Du sagst "Zig*ner", der nächste sagt "Zigeuner stehlen, das sagt sogar der gute Engelbert", die nächste sagt "Zigeuner, dieses Lumpenpack" und so geht es weiter, immer weiter und eine Hassspirale fängt an sich zu drehen. Natürlich gibt es eine Fortsetzung, auch wenn du vielleicht im Nachhinein entsetzt darüber bist, was allmählich aus deinen von dir harmlos gemeinten Worten gemacht wurde. Bei der Verwendung einer solchen Formulierung kannst du dich aber nicht darauf hinausreden, dass du das ja gar nicht so gemeint hast.
In ähnlicher Weise wird auch auf Asylanten geschimpft, und der durch Sprache geschürte Hass auf Asylanten hat z.B. zum Anzünden von Asylantenwohnheimen geführt. Rechtsradikal bist du mit Sicherheit nicht, aber die Rechtsradikalen werden sich freuen, sich auf eine so integre Figur wie "Engelbert" berufen zu können.
Ein "ich finde nicht richtig, dass ... weil ..." hätte genauso gereicht und mehr bewirkt. (Gut, das weil hab ich mir halt erspart in meinem anderen Eintrag.)

"Ich hab geglaubt, man kennt mich und weiß, dass ich in der Lage bin, differenziert zu denken."

Natürlich - aber ist das ein Freibrief? Darf man, wenn man in der Lage ist, differenziert zu denken, grob und undifferenziert schimpfen etc., und nur, wenn man nicht in der Lage ist, differenziert zu denken, soll man gefälligst den Mund halten???

"Der heilige, immer nur den Nächsten liebende Engelbert bin ich aber auch nicht."

Das ist niemand.

Wenn ich mich ärgere, dann schimpfe ich. Auch mal auf Volksgruppen. Wichtig ist, ob jemand eine geistige Mauer zieht oder ob Fenster und Türen drin sind.

Wenn jemand auf Volksgruppen schimpft, zieht er eine geistige Mauer! Den Hass auf ein konkretes Volk kann ich nur dann nachvollziehen, wenn z.B. im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen ein "Volk" ein anderes überfällt, ausraubt, vergewaltigt etc. (Selbst dann ist es nicht "ein Volk" sondern handelt es sich um viele Angehörige eines Volkes.) Aber es ist mir völlig schleierhaft, wie jemand heutzutage, in unseren Breiten (mit Ausnahme der Gegenden, die noch in den 90ern Krieg erleben mussten und Menschen, die noch deutliche Erinnerungen an den 2. Weltkrieg haben) Hass auf irgendein Volk empfinden kann. Oder auch nur Verärgerung etc. Kein "Volk" hat dir oder mir jemals etwas angetan.

"Was ich mich frage ist, ob man denn nicht Ausrufe der Verärgerung in dieser Form ins Blog bringen kann. Ob man denn alles abwägen muss und dabei erst nachvollziehen, wie es empfunden werden könnte."

Vor langer langer Zeit hab ich in einem ganz anderen Zusammenhang geschrieben, dass ich genau deswegen kein öffentliches Tagebuch führen würde wollen. Weil ich Angst hätte, dass ein Streit, eine Auseinandersetzung, die "normalerweise" recht schnell vorübergehen würden, festgemeißelt werden.

Aber Ausrufe der Verärgerung - da spricht nix dagegen - warum nicht "Diese Deppen", "Diese Scheißbetrüger" etc. Reicht das nicht zum Luftablassen?

Also wenn es keine Kollektivhaftung für ein Volk gibt, dann gibt es aber auch nicht die Kollektivhaftung des Volkes der Roma und Sinti stellvertretend für zwei ihrer Angehörigen?

Nö, Satire war das nicht. Und auch nicht lustig.

"Es gibt Einträge, die sind aus einer momentanen Verärgerung geschrieben" - und es gibt die Löschtaste. Denn wenn das der einzige Sinn und Zweck dieser Einträge war, müssen sie ja nicht für ewig der Nachwelt erhalten bleiben.

"Ich bin übrigens der einzige Tagebuchschreiber, vom dem man erwartet, dass er sich erklären muss."

Das glaube ich nun aber wirklich nicht! Mit derartigen Leserreaktionen sieht sich wohl jeder Tagebuchschreiber, der/die über sensible Themen schreibt, konfrontiert.

Vielleicht liegts an etwas anderem? Du bist z.B. der einzige Tagebuchschreiber, den ich (für meine Verhältnisse) relativ regelmäßig lese. Würde ich andere lesen, würd ich genauso meinen Senf dazugeben.

"Lest mich, dann werdet ihr mich kennen lernen."

Ist das denn jetzt eine Drohung? ;-)

Immerhin schreibst du dann über Italiener und nicht über "Spaghettifresser". Das ist etwa genau der gelinde Unterschied, um den es hier die ganze Zeit geht.


vom 08.03.2004, 22.05
Antwort von Engelbert:

Einspruch :) - Ich benutze das Wort Zigeuner nicht als Schimpfwort. Ich nenne diese Bevölkerungsgruppe eben so. Nach einer positiven Begegnung würde ich schreiben "war nett, der Abend bei den Zigeunern". Asylanten würde ich auch Asylanten nennen, einfach als wertfreie Benennung dieser Bevölkerunsgruppe.

Die andere Frage ist, inwieweit ich verantwortlich bin für das, was meiner Leser mit meinen Sätzen anstellen. Ich sehe mich gleichberechtigt mit ihnen. Warum sollte jemand zu mir aufsehen und sagen "der hat aber so geschrieben, dann wirds so sein". Das würde ja das Fehlen einer eigenen Meinung bedeuten. Dafür bin aber nicht ich verantwortlich. Dies ist ein Tagebuch, kein Institut der allgemein gültigen Weisheit. Ich achte schon viel zu viel darauf, wie ich was schreibe.

Wer sich auf mich beruft, der überschätzt mich. Ich bin nicht mehr, ich werde zu mehr gemacht. Ich bin ein ganz normaler Pfälzer mit Stärken und Schwächen ;). Vielleicht sage ich zu kontroversen Themen eher meine Meinung.

Eine geistige Mauer ... da entscheide ich selbst, ob ich die ziehe. Es geht ja um "meine" Mauer. Die ich aber nie fest zementiere.

Es gibt kaum andere Tagebuchschreiber, von denen man Erklärungen erwartet. Entweder sie machen einen Bogen um kontroverse Themen oder man weiß, dass sie sich nicht kritisieren lassen. Aber ich gelte als sensibel, angreif- und belehrbar und da passiert das dann auch (wie im richtigen Leben ;) ... nur habe ich hier im virtuellen Raum etwas mehr Rückzugsmöglichkeit und wenn ich will, einen zeitlichen Abstand für die Reaktion).

Bei manch anderen Schreibern würde man sich nicht trauen, etwas gegen ihre Zeilen zu sagen. Gut, sagen vielleicht, aber nicht auf Erklärungen hoffen.

Ich hab ja nix dagegen, wenn hier andere Meinungen kundgetan werden, Du hast es auch getan, sachlich, und ich antworte :).
  
4. von Gise

Engelbert, ich kann mich den beiden Herren unter mir nur anschließen - mach so weiter wie bisher.

Einen lieben Knuddler

Gise

vom 08.03.2004, 20.59
3. von Sandra

Durch's Reden kommen die Leute z'samm! Oder in dem Fall durch's Schreiben! ;-)

vom 08.03.2004, 20.55
2. von kho

Hallo Engelbert,

ich habe die Diskussion in den letzten Tag relativ ratlos und erstaunt verfolgt... Und offen gesagt, habe ich den Hype, der hier aus einer vermeintlichen Redewendung entstanden ist, nicht verstanden. Ich hätte auch nichts dazu gesagt, wenn es nicht diesen Eintrag von dir gegeben hätte.

Denn ich persönlich kann zu dem "Fall" nur sagen: Niemand, der dich kennt bzw. liest (wobei kennen in diesem Zusammenhang sicher ein grosses Wort ist), kann ernsthaft zu dem Ergebnis kommen, dass du durch Einträge in deinem blog Volksgruppen welcher Herkunft oder Coleur auch immer bewusst verunglimpfen würdest.. Das die Äusserung vielleicht nicht geschickt war, ist ein anderes Thema..

Aber hier geht es auch um mehr. Hier geht es darum, das du dich, wie ich finde, in eine Rolle drängen lässt, dich zu verteidigen, die Art, wie du denkst, wie du schreibst zu verbiegen. Und DAS wiederum ist sehr, sehr schade!!

Warum lässt du dich in diese Rolle drängen? Du musst nicht, wie ich finde, über jedes Stöckchen springen, das man dir hinhält!!

Es ist schwer, hier die "richtigen" Worte zu fassen. Und deshalb möchte ich dir an dieser Stelle nur raten: bleib so, wie du bist!! Schreib so, wie du denkst!!!

Denn genau das macht die Qualität deiner Person und dem, was du sagst, was du schreibst, aus...

Und nicht der Engelbert, den einige haben möchten...

Liebe Grüsse für dich, kho

vom 08.03.2004, 20.49
Antwort von Engelbert:

Nun, geschickt war sie nicht, eher einfach nur verärgert. Dass dann soviel draus gemacht wurde, liegt an besonderen Umständen.

Diese Rolle hier ist mir nicht unbekannt. Draussen im Leben hätte ich längst verloren ;). Aber hier im Internet kann ich in Ruhe der Sache begegnen und dadurch ziehe ich mich nicht zurück. Weil ich mich schon mit Worten zu wehren weiß, wenn ich Zeit zum Formulieren habe. So schlagfertig bin ich im direkten Gespräch nicht. Zumindest nicht bei Streitgesprächen.

Das Stöckchen wurde leider nicht nur mir, sondern auch den Leuten, die bei mir kommentieren, hingehalten.

Und selbstverständlich schreibe ich weiter, wie ich denke. Ich kann gar nicht anders als ehrlich und offen sein. Eine Lüge und ich könnte mich nicht mehr im Spiegel betrachten. Ehrlichkeit ist allerdings Stärke und Achillesferse gleichzeitig.
1. von Silvio

wer will schon einen weichgespülten Engelbert ;-)

sei lieb gegrüsst
dein Silvio

vom 08.03.2004, 20.48
Antwort von Engelbert:

ob er denen, die meine "starken" Worte angreifen, recht wäre. Ich glaube nicht, dann müsste sie ja jemand anderes suchen ... ;)).
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