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polizei vor der synagoge

Wer über Links oder Google hier landet, lese bitte auch hier, hier, hier und hier.

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In Offenbach. Wir parken neben dem Theater, ehemals eine Synagoge. Ein paar Meter weiter steht ein Polizeiauto. Wir fragen den Polizisten nach dem Weg und gehen zur Computerbörse.

Stunden später ... steht dort immer noch ein Polizeiauto. Besser gesagt, es steht wieder dort. Andere Besetzung, immer zu zweit. Wir fragen, warum sie dort stehen.

Der Polizist: nicht gerade die Freundlichkeit in Person, aber immerhin nicht stumm. Nur gefrustet. Er sagt uns, dass auf der anderen Seite der Straße eine Synagoge mit Kindergarten, Begegnungsstätte steht. Neu gebaut, absolut unauffällig, ohne Beschriftung.

Er sagt uns weiter, dass sie immer, wenn in der Synagoge Menschen sind (Gottesdienst, Kaffeenachmittag, Schachturnier) vor Ort präsent sein müssen. Auch an diesem Sonntagnachmittag. Wenn etwas passieren würde, so der Polizist, dann wäre es eh Blödsinn, dass sie da stehen, denn dann würden sie sowieso per Explosion weggepustet werden.

Auch in Saarbrücken habe ich schon vor der Synagoge Polizei gesehen. Das passt dann auch zur der Auskunft, dass deutschlandweit die Polizei vor Ort sein muss, solange sich Menschen in den Synagogen aufhalten.

Privatleuten wird der Personenschutz verweigert oder erst, wenns zu spät ist, bewilligt. Das mal nebenbei.

Das Festhalten an der Geschichte, das stete Aufwärmen, ist gewollt (und passiert bei uns viel mehr als in anderen Ländern mit genauso dunklen Punkten in der jüngeren Vergangenheit).

Heute ist heute und wir sind nicht schuld daran, was damals passiert ist. Von den Beteiligten leben nur noch wenige. Natürlich muss man informieren über das Dritte Reich. Den Leuten sagen, welch schlimme Dinge passiert sind. Als Geschichtsunterricht. Und dann hier und heute einen Schlussstrich leben.
 

Engelbert 08.11.2005, 13.30

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Kommentare zu diesem Beitrag

29. von Werner

In der DDR wurde da sowieso nicht so viel darüber geredet, weil die DDR nicht die Nachfolge des 3. Reiches angetreten hat, sondern sich eine eigene Verfassung (KEIN Grundgesetz) gegeben hat. Es solllte jeder nach seinem Glauben leben können.

Heute verstehe ich bloß nicht, warum Israel so agressiv ist, da es ja selbst so viel durchleiden mußte.

Die Überwachung der Synagogen ist vielleicht von Herrn Schäuble angeordnet. Denn wie heißt es doch gleich: Schäuble sieht alles. Sind die Juden etwa schon auf der Achse des Bösen.

Man soll sich von den Politikern nicht die Augen verkleistern lassen.

Beste Grüße
Werner

vom 04.12.2007, 20.44
28. von Sirene

Sehr spät melde ich mich, wollte es erst gar nicht, aber es geht mir immer im Kopf rum. Ich wollte nicht gerade kommentieren, wo ein gewisser G. so richtig ausfallend wird. Auch über Einträge, die man nicht in Ordnung findet, sollte man immer noch ohne persönliche Angriffe 'reden' können.

Zur Sache: Wir Deutschen werden nie einen Schlussstrich ziehen können und dürfen es auch nicht. Was passiert ist, ist geschehen, aber man kann es damit nicht abtun und nur dem Geschichtsunterricht überlassen und das wars dann. Es wird nie einen Schlussstrich geben, denn es gibt wieder viele Deutsche jüdischen Glaubens und für sie gibt es immer noch keinen Normalzustand. Es hat mich und meine Schüler sehr betroffen und nachdenklich gemacht, als wir bei der Besichtigung der Synagoge von dem jungen Mann, der uns alles erklärte, erfahren mussten, warum er so ein schickes Che-Guevara-Käppchen trug. Es stand ihm hervorragend, aber es hatte einen bitterernsten Hintergrund: Angst, Angst, die Kippa zu tragen, weil er dann sofort als orthodoxer Jude erkannt würde und das kann in Berlin, wo er studiert, zu tätlichen Übergriffen führen. So weit zum Schlussstrich.

Ich sag' nur: kein Vergessen, informiert sein und im Falle des Falles: "Arsch huh, Zäng ussenander" (BAP)!

vom 12.11.2005, 11.58
27. von Inge aus Hamburg

@ mira
Bitte schere nicht alle Menschen über einen Kamm bei Dir im Blog. Es wäre schon nett, wenn Du etwas mehr differenzieren würdest. Ich fühle mich auch angesprochen und ich habe nie behauptet, dass ich die BILD nicht lese, ich lese sie und ebenso auch andere Zeitungen/Zeitschriften. Was mir aber missfällt, dass Du so intensiv und schrecklich in Deinem Blog über Engelbert schreibst, das habe ich nicht erwartet. Wir haben alle unterschiedliche Meinungen, das macht das Interessante hier aus, aber solche Ausuferungen wie ich sie manchmal lesen kann, das empört mich zutiefst.

vom 10.11.2005, 08.27
26. von Inge aus Hamburg

Eigentlich war ich heute früh schon beim "Katzenfutter", aber ich wollte hier doch noch mal reinschauen, einfach nur so... Und nun bin ich entsetzt, dass uns da einfach jemand beleidigen will und auch unseren Engelbert. Und dann auch noch auf diese harte Tour.

Ich sage mal so, denken wir einfach, dass es Typen gibt, die politisch unterernährt sind und nicht wissen wovon sie schreiben.

@Hallo Strandsteine, danke für die Unterstützung meines Wutausbruchs und liebe Grüße.

vom 10.11.2005, 07.55
25. von Strandsteine

@mikel,
da ich davon ausgehe, das Du die Beiträge hier zu dem Thema gelesen hast,
empfinde ich Deinen Satz:
"Die Seelenfarben hier scheinen eben sehr braun zu sein...."
als üble Beleidigung der hier Schreibenden.
Daran ändert Dein gewähltes Wort
- scheinen überhaupt nichts.

Mußt Du alle schlecht machen,
um selbst der Größte zu sein?

Hast Du jemals den Mut aufgebracht,
an einer Gegendemo teilzunehmen?

die Steine




vom 09.11.2005, 23.27
24. von mikel

Die Seelenfarben hier scheinen eben sehr braun zu sein....

Wehret den Anfängen!!!

mikel

vom 09.11.2005, 22.44
Antwort von Engelbert:

Seelenfarben sind bunt, auch wenn Du durch Deine Brille die Farben nicht zu sehen verstehst. Wehret den Anfängen, das gilt auch für Verleumdungen.
23. von mira

Sorry - ich hätte vielleicht erst mal die Kommentare lesen sollen, dann hätte ich gesehen, dass viele andere meiner Meinung sind und Dich ebenso kritisiert haben.
Eben dachte ich noch, dann hätte ich mich vielleicht weniger aufgeregt über Deinen Eintrag, aber als ich dann Deine Antwort auf Mikels Kommentar las, war ich einfach nur noch entsetzt.
Als Du Dich damals über die DDr so seltsam geäußert hast, hab ich es Deiner geografisch bedingten Unwissenheit zugerechnet. Aber was Du hier unter dem Deckmantel politischen Interesses von Dir gegeben hast, ist, wie Mikel geschrieben hat, menschenverachtend und unintelligent und beschämend.
Und da es kein Einzelfall ist, sondern eine Wiederholung und Steigerung, kann ich mir nun auch nicht mehr einreden "ach, der Engelbert, der hat sich da bissel unglücklich ausgedrückt."
Ich muss leider einsehen, dass Du wirklich so fürquer denkst, wie Du hier schreibst.
Ehrlich Engelbert, ich bin sehr enttäuscht von Dir.

vom 09.11.2005, 22.14
Antwort von Engelbert:

Ich bin genauso enttäuscht von Dir, liebe Mira ... zumal Du mich persönlich kennst. Um mich nun menschenverachtend, unintelligent und beschämend zu nennen. Du weisst, dass ich das nicht bin.

Ich könnte Dich jetzt bitten, mir genau zu sagen, mit welchem Satz ich Menschen verachtet habe, aber ich glaube, die Bitte könntest Du nicht erfüllen. Es zwingt dich niemand, meine Meinung zu teilen, aber beleidigen lasse ich mich auch von Dir nicht.

22. von mira

Lieber Engelbert, es tut mir leid, Dir schon wieder einmal widersprechen zu müssen.
ABER Dir scheint da mit den Zeitbezügen etwas durcheinander geraten zu sein.
Was schimpfst Du denn darüber, dass HEUTE Polizei vor einer Synagoge steht und verlangst, dass das GESTERN ruhe gelassen werden soll.
Sag, glaubst Du WIRKLICH, dass die heute noch da stehen, weil vor mehr als 50 Jahren schreckliches passiert ist?
Hey, Engelbert, wach endlich auf!!!
Die stehen dort, weil diese ganze braune S*c*h*e*i*ß*e in diesem Land immer noch - schon wieder - kocht und brodelt und genährt wird von Leuten, die erst bloggen und dann denken - oder auch leider vielleicht nicht mal dann.



vom 09.11.2005, 22.03
Antwort von Engelbert:

Ich bin wach und pflege zuerst zu denken und dann zu bloggen. In die Schublade, die braune Scheisse zu nähren, lasse ich mich aber nicht stecken.

Man könnte ja mal die Polizei fragen, aus welchem Bezug sie dort steht. Keine schlechte Idee ...


21. von Mari

Habe ich hier was falsch verstanden?

Wenn jeder sagt: "Ich war es nicht, es geht mich doch nichts an! - also lasst mich in Ruhe damit!"
Dann, ja dann sind wir wieder bald soweit wie 1939.
Dann kann einer gehen und Synagogen anzünden... denn man schaut ja eh weg.

Ediths "Aufmarsch" sagt eigentlich alles was es zu diesem Thema zu sagen gibt.
Und es ist schlimm genug das es Polizisten geben muss, die eben diesen Dienst tun müssen.
Und genau deshalb wird es hoffentlich niemals einen Schlussstrich geben!

Mari

vom 09.11.2005, 19.28
20. von Inge aus Hamburg

@ Zitante Christa

Herzlichen Dank! Ich bin sehr beeindruckt, nein, mehr noch, viel mehr! Wunderschön, dass wir uns alle in den Seelenfarben bei Engel treffen dürfen. Ihr mögt über mich lachen, aber ich bin sehr gerührt!

vom 09.11.2005, 17.41
19. von Zitante Christa

@Inge aus Hamburg:
Die zeitkritischen Gedichte von Edith sind hier zu lesen:
Hier klicken
(ich poste das mal stellvertretend für sie, werde sie auch später darüber informieren).

Liebe Grüße von
Zitante Christa


vom 09.11.2005, 17.27
18. von Inge aus Hamburg

@ Liebe Edith T.

gestatte, dass ich neugierig bin. Ich möchte gern Dein Gedicht "Aufmarsch" lesen können. Darf ich? Dürfen wir? Für uns?

vom 09.11.2005, 15.21
17. von moonsilver

Dieses Thema ist so alt wie jener unglückselige zweite Weltkrieg - und das Denken - man könne etwas, was einem nicht gefällt töten und wegschmeissen. Und wir schämen uns schon lange - und übersehen dabei dass alles wieder da ist - nur unter einem anderen namen wie z.B. intifada, Terrorismus, Irakkrieg. Die Geozide in Afrika.Die ständigen Anschläge in Israel - der Kampf der Palistinenser etc. etc. Wir haben uns so daran gewöhnt - und wir hören schon gar nicht mehr hin - wir legen Kränze ab - und was bitte tun wir j e t z t um das zu verhindern. " N i c h t s". Und darüber sollten wir uns schämen.
Und die Frage lautet nicht soll ich mich für den zweiten Weltkrieg schämen die KZ das entsetzliche Gemetzel sondern die Frage lautet "Warum schauen eigentlich j e t z t alle zu?
Nach all diesen Scheußlichkeiten haben wir nichts gelernt - nicht das kleinste Fitzelchen. Wer nicht hört - wird weggeworfen. Dieses ewige Aufwärmen ist so was von verlogen - dass es einem graust - wenn man wirklich darüber nachdenkt.
In Frankreich brennt es - weil dieses Gesindel vertilgt werden müsste. Das war gestern, vorgestern - nicht vor 50 Jahren.
Ich schäme mich für heute.
moonsilver

vom 09.11.2005, 11.19
16. von Inge aus Hamburg

@ mikel

Engel hat schon alles gesagt, aber ich bin trotzdem entsetzt über Dich, dass Du es wagst uns Seelenfärbler in diesen Topf der ekeligen mischbraunen Brühe der Neuzeit zu schmeißen.

vom 09.11.2005, 11.06
15. von mikel

Die Polizeiwagen müssen auch heute noch vor den Synagogen stehen, weil es genau solche menschenverachtenden, dummen Oberflächlichkeiten weltweit viel zu viele gibt. Vom iranischen Staatspräsidenten bis zu den Seelenfarben.

mikel (schämt sich)

vom 09.11.2005, 09.25
Antwort von Engelbert:

Ich schäme mich nicht für andere Menschen. Also schäme ich mich auch nicht für Dich, der

a) den iranischen Präsidenten mit den Seelenfarben in einen Topf wirft

und

b) Seelenfarben (womit ich und/oder meine Besucher gemeint sein können) als menschenverachtend und dumm hinstellt.

Nein, "ich" schäme mich nicht. Schämst Du dich, jemand so zu bezeichnen ? Ich finds auf jeden Fall unter aller Sau. Vor allem finde ich es schade, dass einer bis dato wunderbar sachliche Diskussion nun doch ein solcher Kommentar, der das ist, was er anprangert, begegnet.

Was ich, ehrlich gesagt, nicht verstehen kann, wenn ich Deine (wirklich tolle) Schreibe/Poesie im Weblog lese. Mißverständnis ? Ich würde es gerne hoffen ... also Gegenfrage: was bewegt Dich zu einem solchen Kommentar ?


14. von Tina

Ist doch genau das selbe wie bei den Fußballspielen!

Das fährt jedes zweite Wochenende ein ganzer Fuhrpark Polizeiautos zum Stadion o5 bei uns in Mainz! Riesen Aufgebot! Und wenn die entsprechenden Vereine spielen holt sich unser Städtchen sogar noch Verstärkung aus angrenzenden Bereichen....

Selbst beim Rosenmontagsumzug ach, eigentlich bei jeder Veranstaltung bei der eine größere Menge Menschen zusammenkommen ist die Polizei im Einsatz.

Da wundere ich mich nicht so sehr daß auch ein Wägelchen zu diesen Veranstaltungen fährt....

Polizeipräsenz vermeidet eben doch tätliche Auseinandersetzungen.

" Wenn etwas passieren würde, so der Polizist, dann wäre es eh Blödsinn, dass sie da stehen, denn dann würden sie sowieso per Explosion weggepustet werden."

Das wäre dann auch im Fußballstadion ebenso und auch bei Umzügen - nicht nur bei Veranstaltungen in einer Synagoge....


vom 09.11.2005, 05.52
13. von Strandsteine

@Liebe Edith,
für Deine Zivilcurage bewundere ich Dich.Nur durch entschiedenes Auftreten in entscheidenen Situationen können wir den "anderen" entgegentreten und nicht noch mehr Raum geben.
Dein Bauchgefühl verstehe ich sehr gut,
und doch hast Du den Weg beschritten und
willst Dich den Widrigkeiten und Unwegbarkeiten einer Demo erneut aussetzen.
die große Hochachtung
davor habenden Steine.

vom 08.11.2005, 23.17
12. von otto lenk

ich hatte einen onkel. einen onkel, den ich nie kennen gelernt habe. mitte 1942 kam er mit einer schweren beinverletzung aus dem krieg zum heimaturlaub. aus den erzählungen meiner mutter, die ihren kleinen bruder abgöttich liebte, weiß ich, dass er ein stattlicher bursche gewesen sein muß. schlachter von beruf, ein kerl ohne angst. während diesen heimaturlaubs fuhr er in wiesbaden mit der straßenbahn. gehen konnte er nur mit zwei krücken. so saß er also in dieser straßenbahn, als an einer haltestelle ein junger offiziersanwärter (meine mutter erzählte, der bruder habe ihr gesagt, höchstens zwanzig jahre alt)mit seiner freundin die bahn betrat. er forderte meinen onkel auf, sich zu erheben, und der dame seinen platz anzubieten. mein onkel erzählte ihm daraufhin von seiner schweren verletzung, und dass er nicht stehen könne, worauf dieser junge knilch ihn anschrie und mit dem militärgericht drohte. mein onkel drehte durch. er schlug wie von sinnen immer wieder mit seiner krücke auf den jungen mann ein, verletzte ihn schwer. wer weiß? dachte er an dieses milchgesicht, das nie etwas vom krieg gesehen hatte,und ihn, nur um vor seinem mädchen den affen zu machen, herunterputzte? hatte der krieg selbst zu viele bittere spuren hinterlassen? ich kann ihn nicht fragen. er wurde verurteilt und in berlin inhaftiert. anfangs schrieb er noch von dort. dann nicht mehr. irgendwann kam ein schreiben, in dem meinen großeltern mitgeteilt wurde, dass ihr sohn in russland, hinter den feindlichen linien, gefallen sei. kein wo, kein zeitpunkt, nichts. er war mein einziger onkel...ich habe ihn nie kennen gelernt. ohne diesen krieg hätten wir vielleicht vieles gemeinsam erlebt. miteinander geweint und gelacht. vielleicht wäre ich hinter seinem sarg gelaufen.
was ich sagen will. für mich gehört dieser krieg noch nicht ins geschichtsbuch. er ist ein teil meines lebens, meiner familie, meines denkens.
ich fühle mich nicht schuldig, stimme mit engelbert überein, dass wir uns von diesem denken lösen und uns als neues deutschland präsentieren sollen und müssen. es ist unsere verpflichtung, ein neues deutschland zu repräsentieren, eines, auf das verlass ist, eines, das sich von diesem rechten dreck distanziert und demokratie liebt und lebt.
aber wie gesagt. für mich gehört dieser krieg, mit allem was er den menschen an unglück gebracht hat, denn dadurch, dass ich persönlich verlust empfinde, kann ich auch heute noch für die menschen dieser zeit sprechen und fühlen, nicht in die geschichtsbücher. noch nicht. er ist mir noch zu nah.

alles liebe otto

vom 08.11.2005, 22.42
11. von Mariechen

Nein, Schuld hab ich keine....
Aber ich schäme mich dafür, daß hier in meinem Land Andersgläubige schon wieder Angst um ihr Leben haben müssen.

vom 08.11.2005, 21.16
10. von rebo

Einspruch, lieber Engelbert!
Wenn jemand wie Edith immer noch Angst haben muß, weil sie sich öffentlich gegen diese aufgewärmte oder nie kalt gewordene braune Brühe stellt, solange müssen und werden wir in diese geschichtliche „Kollektivhaft“ genommen.

@ Edith – vielen Dank für Deinen Mut und weiterhin viel Kraft aufrecht zu bleiben wünsche ich Dir unbekannterweise und von ganzem Herzen.


vom 08.11.2005, 20.38
9. von Edith T.

Eine Kollektivschuld gibt es nicht, der Meinung bin ich auch.
Und uns immer wieder als Nazi-Deutsche verunglimpfen zu lassen, finde ich nicht in Ordnung.
Aber ganz klar ist auch, daß die Nazi-Verbrechen nicht aus unserem Bewußtsein verschwinden dürfen.
Ich bin der Meinung: Geschichte wiederholt sich doch - wenn wir nicht aufpassen!
Bei uns ist letztens eine Nazi-Demo gewesen. Ich habe ganz bewußt an der Gegenaktion teilgenommen. Und auch bei der nächsten angekündigten Nazi-Demo in 3 Wochen werde ich wieder an der Gegenveranstaltung teilnehmen. Nur so können wir vielleicht früh genug diesem ganzen braunen Schwachsinn
(zugegebenermaßen: gefährlicher Schwachsinn!) Einhalt gebieten.

Mein Gedicht AUFMARSCH hängt seit einigen Monaten in der Jüdischen Gemeinde Duisburg aus. Es wurde in der Zeitung darüber berichtet. Damit habe ich den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt und ganz wohl war mir nicht dabei.
Aber ich hoffe, daß dies ein Zeichen setzt und andere Menschen ermutigt, nachzudenken und sich zu engagieren.
Allerdings ist das natürlich schwieriger als: Augen zu und weggucken!


vom 08.11.2005, 19.36
8. von Thinkabout

Ich finde es gut, dass über dieses Thema nach wie vor gesprochen wird. Und zwar offen. Das heißt, dass auch Meinungen erlaubt sind, die aufbegehren gegen die ständige Ermahnung des Nichtvergessens. Der Umgang mit (scheinbarer) Schuld ist schwierig. Und treibt komische Blüten. Auch mir fielen in Berlin in Synagogennähe die Streifenwagen auf. Und auf mich als Schweizer wirkt das, ehrlich gesagt… bemüht: Hier kommt eine Hilflosigkeit zum Ausdruck, eine Geste, die sich auch gegen ihren Zweck richten kann. Es ist, wie wenn das Pendel in die andere Richtung ausschlagen würde, und sich die öffentliche Repräsentation darum bemühte, das Pendel angestrengt in dieser anderen Extrem-Position fest zu halten.
Stattdessen wäre es sehr viel weiser, für das Pendel die geerdete Mitte zu suchen und dort, beruhigt, die kleinen Ausschläge eines normalen Zusammenlebens aufzufangen, zu ertragen, ja zu lieben.
Es gibt nicht (nur) die Aufgabe, aus der geerbten Schuld heraus zu wachsen, und ein eigenes Verhältnis zu anderen Bevölkerungsgruppen zu gewinnen. Es gibt auf der Gegenseite die genau so wichtige und schwierige Aufgabe, sich nicht länger als Opfer zu begreifen und eine Eigenverantwortung zu übernehmen für ein eigenes gegenwärtiges Profil, das auch Pflichten kennt - und mit Kritik umgehen können muss. Nur Kulturen und deren Menschen, die konfliktfähig UND tolerant sind, entwickeln sich gesund weiter.
Thinkabout




vom 08.11.2005, 19.25
7. von Inge aus Hamburg

Im Grunde hat sich doch schon vieles geändert. Wenn ich so überlege, ich habe Gartenfreunde, die haben eine schwarze Hautfarbe; ich habe Freunde, das sind Russen und ich habe viele Pakete in die Ukraine geschickt. Ich lebe mit allen Nationen in Freundschaft auf der Arbeit. Ich habe türkische Freunde, jüdische Freunde, moslemische Freunde, deutsche Freunde. Nur Nazis, die habe ich nicht als Freunde - und das ist gut so.

Ich denke, es hat sich doch was auf der Welt geändert, auch wenn die Polizei jetzt etwas bewacht, was dem Engel Kommentare wert ist.


vom 08.11.2005, 18.47
6. von CeKaDo

In Hannover steht seit ich denken kann ein Polizeiwagen mit wechselnder Besatzung (und ab und zu wechselndem Polizeiwagen) vor der türkischen Botschaft.

Ich kannte mal einen Polizisten, der mir dann sagte, das wäre der Posten, auf den Polizisten gestellt werden, wenn sie Mist gebaut haben. Ein normales "Streifenhörnchen" würde sich vermutlich aus Langeweile erschießen.

Im Übrigen ist knapp 1000 Meter weiter dann die Zentrale der kurdischen "Arbeiterpartei" PKK untergebracht. Da steht keine Streife vor. Denn die werden ja auch nicht in die Luft gejagt.

vom 08.11.2005, 18.01
5. von Hildegard

Ich finde es eher traurig, dass auch heute noch - oder schon wieder - die Synagogen bewacht werden müssen, das hat mit dem fehlenden Personenschutz von Privatleuten doch eigentlich nichts zu tun.
Wir sind nicht "Schuld" daran, was damals passiert ist, aber wir sind Angehörige des Volkes, dessen Führer diese Verbrechen begangen haben und zwar mit einer Effektivität, die Ihresgleichen auf der Welt sucht. Die Indianer wurden ja über Jahrzehnte ausgerottet, wir haben das mit unserer gut entwickelten Industrie in 6 Jahren geschafft.
Wir werden mit unserer Geschichte leben müssen, ob wir das wollen oder nicht.

LG Hildegard

vom 08.11.2005, 17.24
4. von tangojoe

"Und dann hier und heute einen Schlussstrich leben."

versuch das mal den neonazis klar zu machen - die ziehen keine schlussstriche, die sind bereits wieder "voll im geschäft".

deine bemerkungen sind für mich - entschuldige den ausdruck - ziemlich unbedarft!

"Von den Beteiligten leben nur noch wenige" da möchte ich dir mit einem leider immer noch gültigen zitat von bert brecht antworten:

"Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch"

vom 08.11.2005, 17.06
Antwort von Engelbert:

Zur Info: die Kommentarfunktion mag keine "kleiner als" und "größer als"-Zeichen.


3. von Zitante Christa

Zitat:
"Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der andern muß man leben."
Mascha Kaléko
jüdische Lyrikerin
*07.06.1912 (Chrzanow/Galizien)
†21.01.1975 (Zürich)
Quelle leider unbekannt.
... ich denke, dieses Zitat ist am Vortag zur Pogromnacht erlaubt.

Kollektivschuld? nein, aber man kann nicht oft genug daran erinnern, was passierte - nicht nur in Deutschland, nicht nur von Deutschen!!!

Das meint
Zitante Christa



vom 08.11.2005, 14.58
2. von sascha

schlussstrich! genau.
tya, unsere vorfahrengeneration, die in solchen urgeschichtlichen verhältnissen
(verfolgung von randgruppen...wenig zu
essen...so schnell kein warmes wasser...
kein compoi...) ihre jugend verleben
durften...
meinem vater kommen heute noch tränen
in die augen, wenn er erzählt, wie die
jüd. fam. in seinem ort abtransportiert
wurden, mit einige spielkamerad/inn/en.
so etwas wie ein kollektives schuldgefühl verspüre ich nicht, aber
ich finde es ok wenn man für ,gefährdete
randgruppen' schutzvorkehrungen ergreift. ···«««—sascha

vom 08.11.2005, 14.48
1. von Inge aus Hamburg

Meine Meinung dazu ist, dass es für nichts aus der Vergangenheit eine Kollektivschuld gibt, auch nicht für unsere deutsche Geschichte. Ich weiß nicht, wer das mal gesagt hat, aber es wurde gesagt: Mensch sein muss der Mensch!

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Herzlichen Glückwunsch lieber Engelbert.Dank
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