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robert enke

Ganz ganz traurig und tragisch, der Selbstmord von Robert Enke.

Er zeigt uns, dass Familie, Geld, Anerkennung nicht automatisch ein glückliches Leben bedeuten. Vielleicht findet nun das Wort "Depression" (gerade bei den Jüngeren) offenere Ohren als bisher. Vielleicht weiß man nun auch, dass Menschen nach außen hin funktionieren und nach innen hin gar nicht klar kommen können.

Schlimm, was der Robert Familie und Freunden angetan hat ... aber die wussten wenigstens um die Gefahr. Der Zugführer, der ihn tot fahren musste, hatte keine Chance, das nicht zu tun. Das kreide ich dem Robert an ... wenn man sich schon umbringt, dann so, dass man das ganz alleine für sich macht und nicht noch jemanden mit hineinzieht. Vielleicht war der Zugführer sein größter Fan ... und kriegt nun die Depressionen, die Robert auch hatte. Bisschen denken beim Sterben ... wenns keine Affekthandlung ist, sollte man das schon verlangen können.

Traurigkeit ... und ein bisschen Kopfschütteln.
 

Engelbert 11.11.2009, 21.28

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Kommentare zu diesem Beitrag

35. von Engelbert weiß meinen Namen

Von Robert Enke habe ich nie gehört. Er hätte sich unspektakulärer verabschieden können.

Es gibt in meinem näheren Umkreis reichlich Verstorbene, jedoch die unten genannten hinterlassen einen bitteren Beigeschmack von Unverantwortlichkeit allen Beteiligten gegenüber. Auch noch nach 55 Jahren!

Mein Vater warf sich mit 52 Jahren vor den Zug.
Der Grund: Keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld, vier Kinder.
Da war ich 5 Jahre alt, kann mich kaum erinnern.
Den quietschenden Bremsversuch des Zuges WERDE ICH NIE VERGESSEN.

Mein Cousin warf sich mit 38 Jahren vor den Zug, er hinterließ eine Ehefrau und 1 Kind von 6 Jahren. Der Grund: Labilität nach stationärer psychischer Behandlung. Seine Eltern starben vor Kummer.
Den quietschenden Bremsversuch des Zuges WERDE ICH NIE VERGESSEN.

Der Ex-Verlobte meiner Schwester warf sich mit 25 Jahren vor den Zug.
Der Grund: Wahrscheinlich Liebeskummer. Seine Eltern mussten psychiatrisch behandelt werden.
Den quietschenden Bremsversuch des Zuges WERDE ICH NIE VERGESSEN.

Mein Bruder wurde mit 53 Jahren vom Sog eines Zuges erfasst und war auf der Stelle tot. Ob gewollt oder ungewollt konnte nicht geklärt werden, er war unheilbar krank.
Die Bremsen des Zuges habe ich nicht gehört, weil ich diese Gegend verlassen habe.
Alle 4 Personen hinterließen keinen Abschiedsbrief.

vom 12.11.2009, 20.24
34. von Mai-Anne

@engelbert: "bisschen denken beim sterben ..." dieser satz ist nicht fair, lieber engelbert. wer so verzweifelt ist, wie robert enke es wohl war, der kann nicht mehr klar denken, auch wenn das ende "geplant" ist.
@ANne: die welt ist verlogen. das sehe ich auch so. trotzdem find ich es gut, dass auch einmal die sportfunktionäre sich hinstellen und öffentlich bekennen: es gibt wichtigeres als den fussball - und jetzt muss zeit sein zum trauern.

vom 12.11.2009, 14.27
33. von Edith T.

Menschen, die an Depressionen leiden, sind oft über lange Zeiträume in der Lage, diese Erkrankung vor den Mitmenschen zu verbergen.
Wer von uns ist denn nicht schon mal bedrückt, traurig, niedergeschlagen, antriebslos usw.? Dahinter lässt sich zunächst einmal eine Depression gut verstecken.
Und wie es in diesen Menschen aussieht kann nun wirklich absolut keiner beurteilen, der nicht schon selber einmal eine wirklich depressive Lebensphase durchlitten hat.
Deshalb meine ich, dass niemand ohne diese Erfahrung irgendeine Stellungnahme zum "Gefühlsleben" eines Depressiven abgeben sollte, denn in diese Welt kann sich ein Gesunder - auch beim besten Willen - nicht hinein versetzen.



vom 12.11.2009, 14.23
32. von barbara

Mein Sohn 23 ist auch schwer depressiv.
Er geht sehr offensiv mit der Krankheit um, was nicht einfach ist in dem ländlichen, bäuerlichen Umfeld.
Er musste sein Studium abbrechen und steht nun völlig orientierungslos da, was die Zukunft betrifft, schwierig für einen eigentlich total perfektionistischen Menschen,der einmal ein klares Lebensziel hatte.
Eine schwere Zeit auch für uns und seinen Bruder. Momentan ist er gesundheitlich auf dem aufsteigenden Ast. Die Angst bleibt.
Ich kann Frau Enkes unendliches Leid gut verstehen.
Barbara

vom 12.11.2009, 14.04
31. von Birgit W.

@ Liesel:
Danke - du sprichst mir aus der Seele. Ich überlege seit gestern wie ich das, was du geschrieben hast ausdrücke. Für meinen Sohn, der selbst in einer Jugendmannschaft mehrere Jahre Torwart war, war Enke ein Vorbild.

vom 12.11.2009, 13.54
30. von Sabine N

Ich frage mich auch ob Robert Enke seine Erkrankung im näheren Umfeld wirklich so verheimlichen konnte, oder ob es vielleicht nicht besonders interessiert hat und keiner genauer hingeschaut hat.
Eine Freundin von mir hatte schwerste Depressionen, und sie erzählte selbst, wenn sie im Freundeskreis davon anfing sagten viele "Wird schon wieder", "Geh halt mal zum Arzt" (Als ob sie das nicht getan hätte), "Du musst Dich halte ablenken" usw. und damit war das Thema erledigt. Nur sehr wenige haben sie erzählen lassen, wie schlecht es ihr geht, das mit ausgehalten und auch dass es ihr nach Wochen und Monaten immer noch oder wieder schlecht ging. Zwei Freundinnen haben den Kontakt zu ihr gehalten über all die Zeit, heute ist nach vielen Klinkaufenthalten mit Rückschlägen alles wieder im grünen Bereich. Und trotzdem werden wir weiterhin Augen und Ohren offen haben.

Die Tochter von Freunden hat sich umgebracht, es allen klar wie es ihr geht, da sie immer wieder in die psychiatrische Klinik eingeliefert wurde. Wenige haben sich gekümmert, die meisten haben einfach den Kontakt einschlafen lassen. Als sie sich mit Tabletten das Leben genommen hatte waren plötzlich alle wieder versammelt und sich einig "Wer hätte denn das vermutet?".
Und so hat es etwas von Doppelmoral, bei einem bekannten Sportler sind sich nun alle einig wie furchtbar und man muss mehr auf einander achten...
Fangen wir doch im Familien- und Freundeskreis an und schauen nehmen uns auch einmal Zeit wenn Nachbarn oder Bekannte Probleme haben! Fragen wir nach, schauen wir hin, wenn sich Menschen verändern, zurückziehen.


vom 12.11.2009, 13.52
29. von Steffi

ich kann nur noch einmal auf das kalenderblatt vom 28.April 2004 - erster kommentar um 00:16 hinweisen ...
ich stehe nach wie vor zu dem was ich dort geschrieben habe

egal wie krank - egal wie schwer der weg auch sein mag ... es gibt immer einen ausweg und ein SELBSTMORD ist es nicht ... !!! denn die hinterbliebenen und die unfreiwillig mit hineingezogenen müssen damit fertig werden und das einfach so - von heute auf morgen ...

mein mitgefühl gilt seiner frau ... ich weiss was sie nun durchmacht ...

vom 12.11.2009, 13.52
28. von ceha

ich hab den Namen Enke bis gestern nicht gekannt, weil ich mich für Fußball überhaupt nicht interessiere.
Natürlich ist das unheimlich tragisch und wenn ich die Artikel in der Zeitung heute lese, dann ist es wieder mal ein "Wunder", dass jemand so eine Krankheit vor seinen Mitmenschen überhaupt gemeim halten kann.

Es gibt so viele Meldungen, sei es ein Suizid, eine Familiendrama oder auch ein Amokläufer, immer hört man anschliesend, "Er war total unauffällig", das gibt mir zu denken.
Wie soll man da überhaupt erkennen, wer Hilfe braucht??? Ich weis das nicht.

Was die Art des Suizid angeht, weis ich nicht, in wie weit ein Selbstmörder sich darüber Gedanken macht, wie er seinem leben ein Ende bereiten soll und was er seinen Mitmenschen damit antut.
ich kenne einen Lokführer, der seine Arbeit verloren hat, weil er nach mehreren Selstmördern die ihm in die Lok gerannt sind einfach diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen hat und dadurch dem Alkohol verfallen ist. Hilfe hat dieser Lokführer von seiten der Bahn nicht erhalten.



vom 12.11.2009, 13.07
27. von Karlo

@Liesel
Sven Hannawald war aufgrund fehlender Leistung weg vom Fenster, eine Chance hat er nach dem Klinikaufenthalt durchaus bekommen, aber er schaffte es nicht mehr vorne mitzuspringen.
Bei Robert Enke war sowohl Ehefrau als auch dem Arzt bekannt wie tief die Krisen waren. Nicht umsonst wird ein stationärer Aufenthalt nahegelegt.

@Carola
Man kann total unverschuldet in Depressionen kommen, sei es durch eine körperliche Erkrankung, Schilddrüse wurde schon genannt, oder durch einen Schicksalsschlag. Den Betroffenen selbst die Schuld zu geben ist anmaßend und zeigt höchstens dass es Dir eben bisher erspart blieb.
Und eine Depression kann tatsächlich Denken und Handeln lähmen.
Daher ist der Weg raus schwer und man sollte alle Hilfe annehmen, die man erhalten kann, hat Robert Enke leider nicht so gemacht, sonst wäre er in eine Klinik.


vom 12.11.2009, 13.06
26. von Liesel

Robert Enke war ein Spitzensportler der Bundesrepublik. Wer sich nicht so für Fußball interessiert, kannte ihn wahrscheinlich nicht mal vom Namen her. Er ist durch hervorragende Leistungen aufgefallen - deshalb war er auch Nationaltorhüter - und nicht durch Unsportlichkeiten wie Kung-Fu-Tritte oder Beißattacken o.ä. Er war einfach ein netter sympatischer Kerl.
Wie es in ihm drinnen aussah, konnte er über Jahre sehr gut verbergen. Weder sein behandelnder Arzt noch seine Ehefrau haben geahnt, womit er zu kämpfen hatte und dass er von selbst aus dem Leben scheiden würde.
Was es bedeutet, öffentlich zu dieser Krankheit zu stehen, sieht man am Beispiel Sebastian Deissler oder Sven Hannawald. Beide waren nach ihren Klinikaufenthalten, die öffentlich wurden, weg vom Fenster. Deshalb kam das für Robert Enke nicht in Frage. Er hat seinen Fußball über alles geliebt und ist völlig in ihm aufgegangen.

Lasst Fußball-Deutschland (und international die, die ihn kannten - Hut ab vor Barcelona) um ihn trauern. Wer das nicht lesen oder hören möchte, blättert eben weiter oder schaltet um. Ich bin mir sicher, bald habt ihr die Schweinegrippe wieder auf Seite 1.

"Tschüss Robert - halte das Himmelstor da oben sauber" (habe ich in einem Forum gelesen).

Ich wünsche ALLEN Betroffenen viel Kraft, damit fertig zu werden.

vom 12.11.2009, 12.38
25. von Steffi

Liebe Carola,

Depressionen entstehen durch eine Stoffwechselstörung im Gehirn (z.B. durch zu wenig Serotonin oder Schilddrüsenfehlfunktionen).
Ich hatte bereits als Kind Depressionen, ein guter Freund von mir ebenfalls.
Wie sollten wir Deiner Meinung nach das in dem Alter wissen und etwas dagegen tun?
Auch wenn ich ein erklärter Gegner der Marketingstrategien der Pharmaindustrie bin, diesmal haben die mir nichts einreden können.
Lieben Gruss-Steffi

vom 12.11.2009, 12.31
24. von Karlo

Gerade kam auf RTL ein Bericht über einen Lokführer, der 2 Mal einen Selbstmörder unter die Räder bekam. Er hat heute noch Alpträume, musste 8 Wochen in eine psychiatrische Klinik, konnte mit 45 6 Jahre lang nicht mehr als Lokführer arbeiten.
Und seine Familie litt mit unter der Veränderung.
Daher ist es ein blöder Kommentar hier "Die sind ja dafür geschult" und "jeder Lokführer weiß um das Risiko".

vom 12.11.2009, 12.18
23. von carola

auch wenn ich jetzt die einzige zu sein scheine, die das alles völlig anders sieht;
aber ich kann tatsächlich nicht nachvollziehen was in einem menschen vorgehen mag der so einen schritt tut.

aber was ich "weiß": es ist kein virus bekannt das depressionen verursacht.
auch wenn die pharmaindustrie dazu gern anderes erzählt ( ähnlich wie mit dem HDS) - ich bin fest überzeugt, dass dies eine krankheit ist, die -aus meiner sicht richtiger – gesagt, ein selbstverschuldeter zustand ist.
denn die leute die depressiv sind, wissen das in der regel sehr genau.
sie kennen ihre verhaltensweisen und ihre reaktionen.
wer also um sich und seinen zustand weiß, hat immer die chance dagegen sinnvoll anzugehen.
depressionen kommen auch nicht über nacht, sie entwickeln sich.
es liegt also mehrheitlich an dem betroffenem selber wenn er sich weiter und tiefer in seine depressionen "steigert".
ein bisschen klares denken zulassen, ein wenig mehr an zuwendung an andere und weg von dieser egozentrik sich selber bedauern und bejammern wollen zu müssen.
ich sage das genau so wie ich das sehe, und da ich im bekanntenkreis mehrere depressive habe, weiß ich schon ganz gut worüber und warum ich diese meinung, genau diese, und keine andere, dazu habe.

und was die völlig überzogene medienreaktion anbelangt; und es überhaupt ein unding für mich ist, dass ein fußballspieler hier derartig staatstragend betrauert wird - - also das ist einmal mehr ein grund keine gebühren mehr zu bezahlen.




vom 12.11.2009, 12.14
22. von Monika

Diese Gedanken kamen auch mir sofort - und die Erinnerung an meinen jungen, damals 37-jährigen Kollegen, mit dem mich ein freundschaftliches Verhältnis verband, und der sich vor 10 Jahren aufgrund von Mobbing in der Firma das Leben nahm und sich vom 4. Stock einer psychiatrischen Klinik in den Innenhof stürzte. Dieses Ereignis lässt mich auch heute noch nicht los, zumal ich danach ebenfalls psychische Probleme bekam und nach einer 6-wöchigen Kur meine Arbeit in dieser Firma aufgeben musste, um nicht selbst unterzugehen.

vom 12.11.2009, 12.08
21. von ANne

Als ich das gestern morgen erfuhr, war ich platt. Ich kannte ihn kaum und war betroffen über die Berichterstattung.
Was mir am meisten missfiel, war die Tatsache, dass sofort von Selbstmord die Rede war, noch bevor überhaupt irgend etwas klar war. Meine Gedanken dazu? Schwieg fein still...
Wie kann es angehen, dass die Medien und auch die Trainer und Verantwortlichen zu Lebzeiten die Sportler, Promis oder wen auch immer durch den "Dreck" ziehen beim geringsten Fehltritt?! Und in einem Moment wie diesem Selbstmord dann umschwenken auf "Oh Chottochott, das ist aber schlimm!".
Dann auf einmal, dann heisst es: "Wir haben einen Freund verloren!"
Verlogene Welt...

vom 12.11.2009, 11.36
20. von Juttinchen

@ von heute ohne
Ich will nicht esoterisch werden, jedoch meine ich, dass Deine 2 mißglückten Versuche den einzigen Hintergrund haben, dass Du auf dieser Welt noch eine Aufgabe hast,vor der Du Dich nicht drücken darfst.

Trotzdem finde ich es auch nicht gut, wenn beim Suizid andere Menschen mit reingezogen werden. Deshalb hält sich meine Trauer in Grenzen.
Ich trauere mit den Menschen, denen dadurch Leid zugefügt wurde.

vom 12.11.2009, 11.27
19. von Monika aus Köln

Sein Denken war nicht unser Denken.
Sonst hätte er sein Handeln überdacht.
ALLE Beteiligen haben mein Mitgefühl.

vom 12.11.2009, 09.09
18. von Jaani

Depression und besonders Suizid
ist nach wie vor ein Riesentabu in unsrer Gessellschaft. Leider.
Und wenn wir darüber reden, schreiben, nachdenken, dann ist und bleibt das ( Gott sei Dank) eine Theorie, ein Thema, das viele nicht wirklich begreifen können.
Hier bei Seelenfarben sind wohl so einige, die da anders sind, dadurch anders denken, fühlen und reden.
Auch ich kann nur zu gut verstehen, was da in den letzten Monaten, Wochen, Tagen oder gar Stunden bei diesem Mann abgelaufen sein muss. Es geht nicht darum, was andere denken, wie sie sich fühlen! Nicht in diesen dunklen Momenten! Man kann gar nicht mehr so an andere denken, man hat nur noch mit sich zutun und will, dass es aufhört...
Wie Anneliese es beschreibt- ein Kreis, in dem man steht und alle anderen sind draußen...
Ich denke auch an die Hinterbliebenen, an die Helfer, Freunde, die es schwer haben werden. Aber ich denke auch an den Menschen, der jetzt hoffentlich seinen Frieden, seine Ruhe gefunden hat.

Natürlich bin ich froh, dass ich selbst es geschafft habe. Wie sehr hätten meine Kinder gelitten...
Bitte seid feinfühliger, fragt nach, seid da. Ihr glaubt gar nicht, wie viele sich tagtäglich quälen und ihren Alltag irgendwann nicht mehr schaffen.Aus welchen Gründen auch immer.

An dieser Stelle: toll, dass es Novemberhell gibt! Solche kleinen Dinge sind es manchmal. Danke und liebe novemberhelle Grüße an die, die wissen, wovon wir hier reden.

vom 12.11.2009, 08.58
17. von Sabine

Sicher ist es sehr tragisch, dass Robert Enke nicht mehr weiter wusste und diesen Weg gewählt hat. Und ein Freitod ist niemals freiwillig, sondern entsteht durch äußere und innere Zwänge, daher kann ich es verstehen.
Sicher wäre es besser gewesen er hätte die angebotene Hilfe einer stationären Einrichtung annehmen können. Und es war auch Thema in der Familie, er hat aber vor lauter Angst sich zu outen so weitergemacht bis er in einer Sackgasse war. Das war nunmal sein Weg, den er für sich zwangsläufig so gesehen hat - leider.
Es ist keine Schuldzuweisung, denn für ihn war es nicht möglich, doch ich hätte mir für ihn und seine Familie gewünscht, dass er hätte erkennen können, dass wichtiger als die Meinung der Öffentlichkeit seine Familie gewesen wäre und dass er sich hätte helfen lassen. Auch für das Töchterchen kann so ein Ereignis für das ganze Leben traumatisch prägend sein. Zuerst der Verlust der leiblichen Mutter, den Säuglinge durchaus spüren, und nun nochmals ein Verlust, der im Unterbewusstsein registriert werden wird.

Darüber hinaus hätte er ein Umdenken, dass nun gefordert wird, vielleicht auch erreichen können, wenn er als "Promi" zu der Erkrankung gestanden wäre und sich hätte behandeln lassen, das hätte aber sehr viel Mut und Kraft gekostet, die er vielleicht nach manchem Schicksalsschlag nicht mehr hatte.

Zu dem Kommentar, dass Lokführer, Polizisten etc. für so etwas geschult werden: Dennoch geht es nicht an ihnen spurlos vorbei.
Ein Freund, der Supervisor solcher Menschen ist, sagte einmal zu mir, dass durch einen Selbstmord im statistischen Durchschnitt 12 weitere Menschen zutiefst traumatisiert werden, seien es zufällig Beteiligte wie z.B. der Lokführer oder Angehörige und davon nicht selten später auch welche Selbstmord begehen.
Wenn es mir aufgrund einer chron. körperlichen Erkrankung richtig mies geht, dass ich vor Schmerzen nicht mehr weiter weiß, so denke ich auch oft ich will nicht mehr, aber ich denke dann an die Aussage dieses Freundes und weiß, dass ich so ein "Erbe" meinen liebsten Menschen nicht hinterlassen möchte.

Es war eine Kurzschlusshandlung, sicher trotz Abschiedsbrief. Dennoch ich kenne Menschen, die sich haben helfen lassen, sich dabei auch am Arbeitsplatz outen mussten und teilweise die Arbeit verloren haben. Und einfach war es nicht. Aber sie konnten eine solche Erkrankung eben nur so überwinden und standen das durch, auch oft nur ihrer Familie zuliebe. Bereut hat es meines Wissens keiner.

vom 12.11.2009, 08.44
16. von Wetterhexe

Bis vorgestern war mir der Name Enke kein Begriff.
Seinem Tod im Heute-Journal den 1. und dazu sehr ausführlichen Platz zu geben ,empfand ich doch als fragwürdig.Einen Gottesdienst im Gedenken an ihn live zu übertragen-ebenfalls.Vielleicht bin ich die Ausnahme-(nicht im Freundeskreis) aber so tragisch sein Tod ist- so sehr übertrieben finde ich die Berichterstattung darüber.
Sorry- aber die Welt hat andere Probleme.


vom 12.11.2009, 08.38
15. von Matthias

Engelbert, genau diese Gedanken, die Du hier wieder einmal sehr treffend aufgeschrieben hast, gehen mir auch durch den Kopf. Ich bin da ganz Deiner Meinung, auch wenn ich die hier geäußerten Einwände auch verstehen kann.
Grüße,
Matthias

vom 12.11.2009, 08.36
14. von SabineLi

Entschuldige Engelbert, aber Dein Beitrag und manche Kommentare sind einfach geschmacklos.
Ich hätte mir gewünscht, dass nun eine sachliche Debatte über Depressionen stattfindet, aber hier gibts teilweise sinnlose Beschuldigungen des Selbsmörders, eines Menschen, der keinen anderen Weg mehr sah.
Ich frage mich, in welcher Gesellschaft wir leben, dass ein Mann, der im öffentlichem Leben steht, seine schlimme Erkrankung geheimhalten muß.
Sabine

vom 12.11.2009, 07.50
Antwort von Engelbert:

Mit einem in den Raum geworfenen "geschmacklos" trägst Du nun aber auch nicht zur sachlichen Diskussion über das Thema bei ... sondern tust genau das, was Du anderen ankreidest.
13. von MartinaK

Ich stimme Dir voll zu: wie beim Selbstmord des Herrn Merckle vor ein paar Minuten denke ich, dass - pardon - ein Baum auch seinen Dienst getan hätte. Sieben Wochen vor Weihnachten hat er dem Lokführer und dessen Familie etwas Schönes beschert!
Und wenn schon Bahnübergang, dann 50km weiter weg, wo seine Frau nicht zwangsläufig entlangfahren muss.

So schlimm dieser Selbstmord auch ist, finde ich den ganzen Medienrummel überzogen. Hauptmeldung aller Nachrichtensendungen, Sondersendungen, tut mir leid, das verstehe ich nicht. Der Selbstmord eines noch so bekannten, guten Sportlers kann nicht das größte Problem unseres Landes sein.

vom 12.11.2009, 07.27
12. von genifee

@von heute ohne
"Auf der anderen Seite ist es die einzige "sichere" und schnelle Methode."
Das stimmt nicht so ganz.
Ein Arbeitskollege wollte auch auf diese Art aus dem Leben scheiden.Doch es klappte nicht,sein Schöpfer hatte wohl andere Pläne mit ihm.
Durch diesen Suizidversuch im Alter von ca.25 Jahren ist er beidseits Oberschenkelamputiert,1 Unterarm wurde abgetrennt und an der verbliebenen Hand sind nur noch eineinhalb Finger übrig geblieben.

@von Das Leben ist ein Geschenk

kann ich nur zustimmen.
Suche Dir bitte kompetente fachliche Hilfe.

Mir half und hilft in dunklen Stunden der Spruch:
"Immer wenn du meinst
es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo ein Lichtlein her,
dass du es noch einmal wieder zwingst
und von Sonnenschein und Freude singst,
leichter trägst des Alltags harte Last
und wieder Kraft und Mut und Glauben hast."
Ich schicke Dir ganz viel Liebe,Hoffnung und Mut Dein Leben neu zu ordnen.Fühl Dich mit lichtvollen Gedanken umarmt.

Robert Enkes Gefühle kann ich gut nachvollziehen.Depressionen sind schlimm.
Mein Mitgefühl gilt der Familie und allen an diesem traurigen Geschehen Beteiligten.







vom 12.11.2009, 03.01
11. von Britta

...ein bisschen denken beim (selbstbestimmten)Sterben wollen - Nein, Engelbert, damit ist ein Mensch in dieser Ausnahmesituation überfordert, weil er nur noch sein letztes Ziel vor Augen hat.
Im übrigen werden jeden Tag Menschen durch schreckliche Unfälle auf grausame Weise verletzt und verstümmelt. Die Helfer und Bergenden dieser Verunglückten werden dafür geschult und betreut. Ich denke auch, dass jeder Lokführer um dieses Berufsrisiko weiß und hofft, dass es ihn nicht trifft.
Ich habe eine Freundin durch ihren Selbstmord verloren. Obwohl ich an dem Tag mit ihr verabredet war, konnte ich es nicht verhindern - das hat mich sehr, sehr lange gequält.
Das "Warum" einer solchen Verzweiflungstat ist schon schwer genug zu begreifen und zu ertragen, aber über das "Wie" sollte sich keiner anmaßen zu richten.
@ von heute ohne
Bitte suche Dir professionelle Hilfe und investiere Deine noch vorhandene Kraft in eine gute Therapie.
Ich wünsche Dir helfende und liebevolle Menschen in Deiner Nähe, die weiterhin gut auf dich aufpassen.



vom 12.11.2009, 01.36
10. von Farbklecks

Ich habe vor einigen Jahren die Leiche eines vom Zug überfahrenen Menschen gesehen.
Die S-Bahn hielt auf der Strecke zunächst, dann fuhr sie weiter. Ich sah einen Krankenwagen auf einem Weg stehen, Feuerwehr Polizei, und dann fuhren wir dran vorbei, ...
(Nicht weiterlesen!)
Es waren Teile, ein kopfloser Oberkörper, Arme und Beine, zusammengelegt auf einen Haufen, furchtbar bleich, weil das Blut schon daraus ausgelaufen war.
Es wird also nicht nur der Zugführer belastet, sondern auch diejenigen welche den zerfetzten Körper einsammeln müssen
Unsere Bahn fuhr relativ zügig vorbei, aber ich schaute drauf und erinnere mich jetzt noch.



vom 12.11.2009, 00.28
9. von sabine

auch von mir ein bisschen kopfschütteln... über so unerwartet viel unwissen was depressionen betrifft. da ist es doch irgendwie nicht verwunderlich, dass viele diese krankheit geheimhalten.



vom 12.11.2009, 00.05
8. von Das Leben ist ein Geschenk

@ heute ohne

Sei froh, dass deine Versuche bisher gescheitert sind. Du hast keine Ahnung davon was du dir tatsächlich mit so einem Schritt antun würdest. Du glaubst derzeit vielleicht du könntest dir etwas ersparen und dir ginge es nachher besser, aber so ist es nicht!
Menschen die sich selber das Leben genommen haben, sind in der anderen Dimension oft die ärmsten Schweine.
Sie haben sich absolut nichts erspart. Das Einzige was sich zum körperlichen Leben tatsächlich hin verändert ist die Tatsache, dass sie keine Chance mehr haben aktiv etwas zum positiven hin zu verändern.
Wenn du wieder einmal so einen Anfall von ich mag nicht mehr hast, dann denk daran, dass dieses Leben letztendlich eine Art Schule ist und wenn du freiwillig diese Schule verlässt……..

Es gibt keine Garantie dafür, dass du noch einmal diese Chance auf ein mehr oder minder selbstbestimmtes Leben erhältst!




vom 11.11.2009, 23.49
7. von Anneliese

Depression sind wie ein Kreis du stehst in der mitte des Kreises und die anderen stehen auf der anderen Seite des Kreises. Es gibt keine Lücke in diesem Kreis.Die Menschen ausserhalb des Kreises können nicht wahrgenommen werden.


vom 11.11.2009, 23.30
6. von anonym

Wer je eine Depression im Ausmass von Robert Enke hatte, weiss, dass in einem solchen Zustand weder rationales Denken noch Handeln moeglich ist.
Jeder, der noch nie davon betroffen war, soll seinem Herrgott auf Knien danken, dass ihm ein solches Schicksal erspart blieb.
Was nicht heisst, dass das fuer die Familie und auch den Lokfuehrer furchtbar ist, die Qualen einer so schweren Depression sind es umso mehr.
Wuenschenswert waere es, die Normen, die in jeder Profisportart aber auch im gewoehnlichen Berufsleben gefordert werden, zu ueberdenken und sie schnellstens zu korrigieren.
Was mich unheimlich betroffen macht ist die Tatsache, dass eine Krankheit verheimlicht werden muss, um im "Geschaeft zu bleiben". Eine Ungeheuerlichkeit, die wir als Gesellschaft stillschweigend hinnehmen.
Zur eigenen "Seelenpflege" moechte ich dieses Thema heute abend nicht ausweiten, aber es gibt dazu sicherlich noch viel mehr zu sagen und ueber dieses prominente Einzelschicksal hinaus, sollte sich jeder fragen: Wie gehe ich mit Krankheit um, wie reif bin ich persoenlich, eigene seelische Schwaeche zuzugeben, kann ich mir vorstellen, was es bedeutet durch eine Krankheit stigmatisiert zu sein, ausgegrenzt zu sein, belaechelt zu werden?
Ich wuensche allen eine gesegnete Nachtruhe.

vom 11.11.2009, 23.15
5. von heute ohne

Der Vater einer Klassenkameradin war Lokführer. Andere Menschen auf diese Art mit reinzuziehen ist unverantwortlich. Auf der anderen Seite ist es die einzige "sichere" und schnelle Methode. Ich habe schon zwei Versuche hinter mir, die beide leider nicht geklappt haben. Und ich denke schon manchmal darüber nach, ob ich nicht lang genug Rücksicht geübt habe und mich doch vor den Zug werfen soll. MIR würde es dann nämlich besser gehen. Ich würde mir einen offeneren Umgang mit Suizid wünschen. Warum darf nicht jeder so leben, oder auch nicht, wie er es will?

vom 11.11.2009, 23.08
4. von Jeanie

@elfi
Das stimmt natürlich.. wenn man so verzweifelt ist, daß man den Mut aufbringt, sich selber umzubringen, dann denkt man nicht mehr an die die dableiben müssen und erst recht nicht daran, was dann alles passiert, wenn man gefunden wird... Ich kann Robert Enke dennoch sehr gut verstehen...

vom 11.11.2009, 22.47
3. von elfi s.

So tragisch das ganze auch ist. Ich glaube, wenn man soweit ist, sich auf diese Weise vom Leben zu verabschieden, kann man nicht mehr daran denken, wie es anderen Menschen dabei gehen mag. Ob das jetzt seine Familie betrifft oder auch den Lokführer. Da kann es wohl im Inneren keine normalen Gedanken mehr geben. Sonst würde man doch nicht auf so grausame Weise gehen wollen. Es muss die Hölle sein, wenn man sich nur noch für diesen Weg entscheiden kann.
So ganz kann ich dir deshalb nicht zustimmen.

vom 11.11.2009, 22.38
2. von Karlo

Das sehe ich auch so.
Es ist schlimm, wenn jemand nicht mehr weiter weiß und mir sind die Hintergründe auch nicht bekannt. Letzten Endes habe ich es so verstanden, dass er stationär in die Klinik sollte um Hilfe zu bekommen, aber es nicht wollte weil er Angst hatte seine adoptierte Tochter zu verlieren (Seine Frau sagte das wäre jedoch eine unbegründete Angst gewesen, hätte er sich mal vorher erkundigen sollen) und dass er Angst hatte seine Fußballkarriere ist nun zu Ende.
Doch seine Frau muss nun damit fertig werden, dass sie vor 3 Jahren ihr Kind und nun ihren Mann verloren hat und sie hat Verantwortung für die Tochter, kann sich jetzt nicht einfach davonmachen.
Ich kenne einen Bestatter, der die Teile von Menschen nach solchen Aktionen immer zusammensuchen darf und er sagt auch immer die sollen vorher überlegen, wen sie alles ungefragt da mit reinziehen.
Noch schlimmer sind Geisterfahrer in Selbstmordabsicht, die andere Menschenleben mit risikieren.

vom 11.11.2009, 22.33
1. von Jeanie

Da schließe ich mich Dir voll und ganz an!!

Ich kann ihn so gut verstehen und ich finde es mutig, den allerletzten Schritt zu gehen... aber NICHT so! Ich finde es nicht in Ordnung, ein anderes Leben zu zerstören nur um sein eigenes zu beenden... Für die die dableiben müssen ist es sowieso immer schlimm, auch für die die den Selbstmörder dann finden müssen - aber der Zugführer wird damit wohl sein Lebtag nicht fertigwerden.

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