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Ausgewählter Beitrag

gedanken über die ehemalige und die neuen

Ja, wie war das denn so mit dem Osten ... gar kein so großes Thema damals, denn man ist ja weit weit weg, ganz weit weg im äußersten Westen. Man hört mal was, man liest mal was und der Hauptgedanke war einfach nur: Mitleid. Ob berechtigt oder unberechtigt, ist egal ... man wusste (oder bekam gesagt), dass man dort "drüben" nicht alles kaufen konnte, was bei uns bereitwillig die Regale füllte. Nicht umsonst  wurden viele Pakete hingeschickt und man sagte ihnen nach, dass sie herzlich willkommen heißbegehrt waren.
 
Das wars auch schon ... keine Verwandten im Osten und, wie gesagt, weit weit weg.

Ende der 70er Jahre eine Woche mit dem Tischtennisverein in Prag. Ist zwar ein anderer Osten, aber meine erste Begegnung mit einem Land "Richtung" Osten. Eine bemerkenswerte Woche, herrliche alte Autos und dann die Spartakiade. Eine Veranstaltung, über deren Hintergrund ich mir keine Gedanken machte, denn das Vorherrschende waren die präzis geturnten Figuren. Ein Wahnsinnserlebnis, dass es heute nicht mehr gibt. Oder doch ? Oder anders ?

Ein paar Jahre später entstand durch eine Kleinanzeige in irgendeiner Musiksammelzeitschrift eine Brieffreundschaft mit der DDR. Taura, nähe Chemnitz. So einige Briefe gingen hin und her, Päckchen schickte ich und bekam sie auch ... einige erhaltene Platten (auch der "Muck") zieren noch immer meine Regale.

Ich war sogar in den 80er Jahren mal drüben, den Brieffreund besuchen. Ein sehr netter Mensch (ebenso seine Frau) und sehr, sehr gastfreundlich. Die anderen Eindrücke ? Schlechte Straßen (Löcher, in denen ein Smart verschwinden würde ;)) ), hilfsbereite Menschen. Die, wenn man eine Kamera in die Hand nahm, auf einmal nicht mehr zu sehen waren. Zugleich waren die Menschen aber auch stolz und sahen sich gar nicht als Menschen zweiter Klasse. Ok, ich muss einschränken, mein Brieffreund war so und ich hab ja nur ihn kennen gelernt.

Eine schöne Woche, auch wenn sich der Kontakt dann irgendwie verloren hatte. Was aber an meiner Schreibfaulheit lag.

Die Grenzkontrolle war ... Zitterpartie und Erlebnis gleichzeitig. Auch wenn man nichts und niemand schmuggelt, schwitzt man doch, wenn die mit Spiegeln das Auto von unten betrachten.

Die Wende ... das war klasse. Ich saß am Fernseher und freute sich mit, als die Zweitaktwolken das ehemalige Feindesland erreichten. Was dann folgte, war eben das Aufeinandertreffen von Kapitalismus und Kommunismus.  Es war nicht mehr wie früher, manches war begrüßenswert, manches hätte besser laufen können.

Heute ... mache ich mir keine Gedanken, aus welchem Teil Deutschlands jemand kommt. Die Schriftsprache ist Hochdeutsch, man schreibt nicht zuerst, wo man wohnt und so krieg ich das erst viel später nach dem virtuellen Kennenlernen mit, ob jemand aus den neuen Bundesländern ist. Ist auch egal, es gibt hüben wie drüben Menschen, die ich mir nicht antun muss ... und auch (und das viel mehr) solche, bei denen es eine Bereicherung ist, ihnen begegnet zu sein.
 

Engelbert 05.10.2006, 14.51

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Kommentare zu diesem Beitrag

8. von Falk (Psycho-Blog)

Ich hab mir jetzt auch mal Gedanken zu dem Thema gemacht und einen Beitrag geschrieben... wobei ich allerdings nicht auf alles eingehen kann/möchte... schon aus Zeitgründen...

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Meine persönliche Sichtweise. - Die persönlichen Sichtweisen anderer zu bewerten, steht mir nicht zu ;-)

Grüße aus DD
Falk

vom 06.10.2006, 10.11
7. von Inge aus HH

@ Viola,

es war herrlich dich zu lesen, grüß den Westler herzlich von mir.

vom 06.10.2006, 08.02
6. von Chispeante

:-) Ich hab letzthin hier in Portugal kurzfristig eine kleine Party mit Studenten aus aller Herren Laender lahmgelegt (ca. Jahrgang 83), als alle andaechtig um mich rumsassen und ich auf einem Blatt Papier erklaerte warum Westberlin im Osten war.
Schoen auf Interesse statt auf Vorurteile zu treffen!


vom 06.10.2006, 00.43
5. von Ulla M.

Hallo Engelbert,

das hast du eigentlich schön geschrieben. Ich musste auch über die Beiträge hier lächeln.
Eigentlich haben wir nicht gelitten in der DDR, und wir haben oft viele Beziehungen spielen lassen, um unseren Verwandten in der BRD Päckchen zu schicken. Ich hab nie um irgend etwas gebettelt und so bekam ich auch keine Pakete. Das Verhältnis zu meiner Schwester wurde erst besser, nachdem ich sie 1988 das erste mal besuchen durfte. Wir haben auch nicht in den Supermärkten Schreikrämpfe bekommen, wie die Bildzeitung vermerkte. Und ich liebe heute noch meine vielen Bücher und LPs, die ich zu DDR-Zeiten gekauft habe, denn es gibt zu jedem Stück eine Geschichte, wie man da ran gekommen ist. Man konnte ja meist nicht hingehen in die Geschäfte und das kaufen, was man wollte. Man musste mit allen Bekannten, Verwandten, Freunden und Kollegen zusammenhalten, weil man sich dann gegenseitig helfen konnte. Das ist leider schon viel verloren gegangen.
Aber auch heutzutage wunder ich mich immer, wenn meine Verwandten in den 'gebrauchten' Bundesländern erzählen, dass sie für jede Gefälligkeit etwas bezahlen müssen. Wenn wir plötzlich Hilfe brauchen, kann ich innerhalb einer Stunde mindestens 4 Leute anrufen, die sofort auf der Matte stehen natürlich ohne Bezahlung.

Du hast Recht, es gibt immer welche, egal wo sie wohnen, die in Ordnung sind und die - ähm - ja - nun sagen wir mal - mich drehe und ziere- weniger in Ordnung sind.

Liebe Grüße aus Gernrode

von Ulla

vom 05.10.2006, 20.50
4. von birgit w.

Meine Mum kommt 'von drüben', und sie hat sich jahrelang nicht getraut, zu fahren um ihre Eltern zu besuchen, weil sie ja heimlich'rübergemacht' hatte, vor 1956. Ich kenn also meine Großeltern auch nur von einem Kurzbesuchen bei uns, als mein Großvater schon sehr senil war und habe mich mit meinem Großeltern eigentlich nicht identifizieren können - ich war damals etwa 8 Jahre alt, und dieser seltsame Mann war mir eher peinlich, ich hatte ihn ja nie anders kennengelernt. Von meiner Großmutter bekam ich Päckchen aus der DDR, das beste was sie mir schicken konnte, waren Bücher!! Immer wieder schöne Kinderbücher, tolle Märchen und Sagen, Oper- und Operettenbücher - die meisten besitze ich heute noch davon und gelegentlich lese ich in den russischen Märchen oder die Kindergeschichte von 'Nimmerklug im Knirpsenland', die ich einfach köstlich fand. Im Gegensatz zu der Post von einer alten Kusine meiner Mum, die sich regelmäßig zu Besuch einfand, mich für die Zeit aus meinem Zimmer verdrängte (im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihr Umfang war gewaltig :) ) und deren Briefe einer Bestellung von im West-Werbefernsehen aufgeschnappten Artikeln glichen, die wir bis dahin nicht einmal kannten - da waren wir wohl die Ahnunglosen - der Ausspruch 'Schick mal drei Päckchen Schlagfit' reißt uns heute zu Heiterkeitsausbrüchen hin!

vom 05.10.2006, 16.54
3. von Viola

Ich bin ooch eene von den Kommunisten und ich spiele nie Monopoly mit meinen persönlichen Kapitalisten, ich weigere mich....ich verliere nämlich ganz sicher, weil man keene LPG bauen darf, sondern nur Hotels.....dabei soll Urlaub uff dem Bauernhof viel gesünder sein als in der Museumstrasse! Ansonsten kommen wir richtig gut zurecht, wir vereinigten Klassenfeinde *sfg*

vom 05.10.2006, 16.39
2. von Wörmchen/Sandra

Oha, das ist ja gleich bei mir - also bei meiner Heimat - um die Ecke :) Taura gehört zum Kreis Mittweida und dort hab ich das Licht der Welt erblickt *gg* Wofür übrigens nicht wirklich Mitleid nötig gewesen wäre. Ich fand es schön, unbeschwert auf unserer löchrigen Straße vorm Haus Federball spielen zu können. Die drei Trabbis am Tag hat man ja schon von weitem gehört. Heute wäre das dort undenkbar. Ich war auch gern ein "Junger Pionier". Meine Lieblingsschokolade war die von "Renner" und wenn sie mal leer war im Regal, hab ich ganz aufgeregt die neue Lieferung erwartet. Ganz klar... bis ich mein erstes "Westpäckchen" mit der lila Schoki bekommen habe :) Ich habe die jährliche Winnetou-Reihe im Kino kurz vor Weihnachten immer sehnsüchtig erwartet. Das war für mich ein echtes Highlight :) Und so weiter und so fort...

Ich kannte es ja nicht anders und das fand ich nicht schlimm. Ich war 13, als die Wende kam... Aber ich finde nicht, das ich bis dahin eine mitleiderregende Kindheit hatte ;)

Schade, dass du den Kontakt zu dem Brieffreund verloren hast. Aber das Problem mit der Schreibfaulheit kommt mir bekannt vor *gg*

Liebe Grüße
Sandra

vom 05.10.2006, 15.21
1. von Christian

Beim Lesen ist mir in den Sinn gekommen, dass jemand mal gesagt hat: Die neuen und die gebrauchten Bundesländer!
Vielleicht sollten die Gebrauchten, Abgenutzten oder Abgestandenen mal eine kleine Renovierung vornehmen, dann würden die Unterschiede irgendwann auch weichen und man könnte getrost sagen: Unsere Vornamen sind Bayern, Sachsen, Pfälzer, Friesen, usw. aber unser Nachname ist Deutscher.

vom 05.10.2006, 15.14
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