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gedenktage

Ach ja, heute Nacht jährt sich die Reichspogrom-Nacht. Wusste ich nicht, ich hab mit solchen Daten nichts im Sinn. Nur weil etwas genau vor xx Jahren passiert ist, an diesem Tag besonders dran denken ? Und was ist an den anderen Tagen ... wieder Alltag ? Entweder ich habe eine Meinung immer und die Freiheit, wann es mir in den Sinn kommt, Themen aufzugreifen oder ich ordne mich bestimmten Daten unter.

Wichtig ist das generelle Denken, nicht das an einem Tag. Sehe ich einen Film über den Holocaust, dann wirds mir im Januar genauso anders wie im Juli. Bin ich der Meinung, etwas kritisch zu beleuchten, so tue ich das auch an jedem Tag im Jahr.

Nicht, weil ich Zeichen setzen will, sondern weil keinen Denk-Terminkalender führe. Was wann wo vor wie viel Jahren passiert ist ... erstens weiß ich nicht oder habs wieder vergessen und zweitens ist das, was passiert ist, an diesem einen Tag nicht besonders schlimm. Es ist ganzjährig schlimm.

Gedenktage führen zum Vergessen an den anderen Tagen, man hat ja termingericht richtig und intensiv daran gedacht, nun ist wieder gut. "Nur" an bestimmten Tagen programmgemäß drank denken wäre Heuchelei. Nee, sorry, Gedanken sind ganzjährig jahreszeitlich denktagemäßig befreit. Zumindest bei mir.
 

Engelbert 09.11.2005, 11.30

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Kommentare zu diesem Beitrag

20. von



vom 02.03.2006, 10.48
19. von otto lenk

so ist es, liebe hildegard. wir werden nicht vergessen, gelle. wir dürfen nicht vergessen!

alles liebe otto

vom 10.11.2005, 22.57
18. von Hildegard

Und diese Sachschäden mußten dann auch noch von den Juden (die sich übrigens größtenteils als Deutsche sahen) bezahlt werden.

LG Hildegard

vom 10.11.2005, 21.14
17. von Otto Lenk

Böses Erwachen

„Als ich am 10. November morgens ins Geschäft fuhr, führte mein Weg an der Synagoge vorbei, deren Kuppel in lichterlohen Flammen stand. Der Schreck ging mir durch Mark und Bein. Eine große Menschenmenge stand schweigend davor. Erst in der Fabrik erfuhr ich, dass in der Stadt sämtliche jüdischen Geschäfte vollständig demoliert worden sind.“
Der jüdische Ingenieur Hans Berger aus Wiesbaden schreibt seine Erinnerungen an eine Schreckensnacht nieder. In der Nacht vom 9. auf den 10. November, also genau vor 67 Jahren, waren nationalsozialistische Kampfverbände von SA und SS mit härtester Brutalität gegen Wohnungen, Geschäfte und Einrichtungen jüdischer Mitbürger vorgegangen.
Berger selbst wurde am 11. November in seinem Büro festgenommen und in ein Wiesbadener Gefängnis gebracht. Er erzählt später: „Im Lauf des Nachmittags füllte sich die Zelle, bis wir schließlich eng gedrängt standen, etwa 35 Mann in einer engen Zelle. Ein Bekannter, den ich in der Zelle traf, erzählte, dass nicht nur die jüdischen Geschäfte, sondern auch viele Wohnungen in schrecklichster Weise demoliert worden seien. Man hatte die Möbel mit der Axt zu Kleinholz zerschlagen, Vorhänge und Bilder zerschnitten, ebenso Wäsche und Bettzeug. Küchenvorräte, Gelee, Öl wurde in die Federbetten geschüttet und alles Porzellan zerschlagen. In keiner Wohnung war mehr ein Stück heil.“
Es ist zynisch, diese Schreckensnacht „Reichskristallnacht“ zu nennen. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 ging es nicht um die Zerschlagung von kristallenen Leuchtern. Es haben auch nicht nur die Fensterscheiben jüdischer Geschäfte und Synagogen geklirrt. Die traurige Bilanz dieses grausamen Pogroms in Deutschland weist 100 niedergebrannte Synagogen und 700 zerstörte jüdische Geschäfte aus. Die Sachschadenssumme ging in die Millionen. Vor allem aber wurden in dieser Nacht 91 Juden im Auftrag des Staates ermordet und Tausende misshandelt. Keine Nacht, über die man gedankenlos hinweg gehen kann.

Gedanken von Pfarrer Dr. Peter Haigis, Kernen, Evangelische Kirche.







vom 10.11.2005, 10.57
16. von Inge aus Hamburg

@ Otto Lenk
Deine Schilderung geht mir unter die Haut und so sollte es wohl auch sein. Inge aus HH

vom 10.11.2005, 08.04
15. von Otto Lenk

Zapping

Da läuft ´ne Tiersendung. Über Giraffen. Namibia-Afrika. Der Sprecher erzählt, dass das Herz einer ausgewachsenen Giraffe 25kg wiegt. Ich weiß, wie sich das anfühlt. In den Tagesthemen reden sie von den Krawallen in Frankreich. Die Regierung verurteilt die Jugendlichen und mit dem Urteil sich selbst. Vorstädte mit unsichtbaren Mauern. Hotte ruft zwischenzeitlich aus Berlin an. Macht den schwulen OB nieder und fordert eine Mauer, vier mal so hoch. Im Fernsehen brennen Autos, in meinem Kopf brennen alte neue Bilder. 09.11. Nichts bleibt…alles ist. Mauern werden gebaut, um nichts sehen zu müssen. 25kg. Die Pendlerpauschale gibt es erst ab 21km. Macht nichts. Der Horizont ist weiter. Ein Kompromiss zwischen Gehen und Bleiben, Hoffnung und Angst. Er gleicht einer Mauer. In Israel explodiert eine Bombe. Man antwortet sofort. Nördlich von Bagdad sterben GI´s für eine gerechte Sache. 09.11. Die Mauer fällt…und fällt. Reichspogromnacht. Es brennt. Mauern stürzen ein. Alles ist gut…irgendwie. Nichts bleibt - alles ist. Ich kann nicht mehr.
Schalte den Fernseher aus und denke an ein Gebet von Jörg Zink:

Herr meiner Stunden und meiner Jahre,
ich bitte Dich um Sorgfalt,
dass ich meine Zeit nicht töte,
nicht vertreibe, nicht verderbe.
Jede Stunde ist ein Streifen Land.
Ich möchte ihn aufreißen mit dem Pflug,
ich möchte Liebe hineinwerfen,
Gedanken und Gespräche,
damit Frucht wächst.
Segne Du meinen Tag.


vom 09.11.2005, 23.34
14. von Hildegard

@Anna

Dann sind wir uns ja einig.

LG Hildegard



vom 09.11.2005, 22.03
13. von Zitante Christa

Hallo Engelbert,

niemand nimmt Dir die Freiheit, an unbestimmten Tagen Dir gewisse Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen - und Du nimmst anderen nicht die Freiheit, an bestimmten, historisch nun mal definierten Tagen bestimmter Ereignisse zu gedenken.

Wenn diese Ereignisse nämlich nicht immer wieder in Erinnerung gerufen werden, sind sie sehr bald vergessen. Und das kann denjenigen, die genau das erreichen wollen, nur dienlich sein.

Gedenktage m-ü-s-s-e-n sein, absolut - was jeder für sich daraus macht, bleibt ja ihm überlassen.

Ach übrigens: am 16.11. ist der von der UNESCO ausgerufene internationale Tag der Toleranz.

Liebe Grüße von
Zitante Christa


vom 09.11.2005, 18.58
12. von Anna

@Hildegard.

Der 9.November war das Ende der Revolution, oder der Hoehepunkt? Je wie man es sehen mag.

Fuer mich ist das der deutsche Nationalfeiertag.

Anna

vom 09.11.2005, 18.07
11. von Hildegard

Der 9. Nov. wurde aus Versehen der Tag der Grenzöffnung. Das hatte die DDR nun wirklich nicht geplant. Und wenn man sich die Geschichte dieses Abends und des nächsten Tages anschaut, müssen wir froh und dankbar sein, dass es nicht eine Katastrophe gegeben hat.

LG Hildegard

vom 09.11.2005, 17.18
10. von Anna

Mir ist der 9.November persoenlich wichtig wegen des Tages der Grenzoeffnung in 1989. Endlich konnten wir wieder unsere Familien sehen.
Soviele Traenen und Emotionen flossen an diesem Tag! Einfach unbeschreiblich schoen.


Allerdings bin ich mir auch sicher, dass genau dieser Tag gewaehlt wurde zur Grenzoeffnung von den Oberen der DDR, damit er eben nicht zum Nationalfeiertag werden konnte (Reichsprogromnacht). Stattdessen haben wir diesen daemlichen 3.Oktober mit dem sich kein Mensch identifiziert.

Sehr schade

vom 09.11.2005, 16.47
9. von Inge aus Hamburg

Gedenktage? Jeder wie er mag. Weihnachten ist schöner Dreierpack-Gedenktag, aber der Tag, an dem mein großer Bruder mir einen Groschen zwischen Mutters Erdbeeren im Garten gab, das ist auch ein Gedenktag für mich. Noch ein Gedenktag? Mein großer Bruder und ich gingen spazieren. Er im Rollstuhl, ich zu Fuß. Beim Volksparkstadion ist ein Imbiss. "Magst du uns beiden ein Eis holen?" Ich hatte mehr Geld zur Verfügung als mein Bruder als Sozialhilfeempfänger und war sehr gerührt. Klar, ich nahm das Eis an und es wurde auch ein kleiner Gedenktag, ein Gedenktag der Liebe für meinen großen Bruder (Vater, Mutter und Beschützer) und mein Stolz auf ihn war übermachtig. Ich bin heute noch stolz auf ihn, er gab mir mein Gewissen und meine Einstellung.

Gedenktage sind großartig, aber eigentlich bedeuten sie nur immer einem persönlich was, weil ein anderer Mensch damit wenig anfangen kann. Öffentliche Gedenktage? Na ja, sie genügen mir als Erinnerungshilfe.

vom 09.11.2005, 15.05
8. von Mary

Am 9.11 war ja nicht nur die Reichspogromnacht, 1918 wurde in Deutschland die Republik ausgerufen, 1923 wurde der Hitler-Ludendorff-Putsch niedergeschlagen und 1989 fiel die Mauer. Deshalb diskutierten wir heute in Geschichte darüber, ob nicht der 9. November Nationalfeiertag sein sollte (wegen 1918 und 1989), wir waren für nein, denken aber, dass ein richtiger Gedenktag nicht schlecht wäre. Um sowohl an die guten als auch an die schlimmen Ereignisse zu denken)
Denn wenn es bestimmte (Gedenk)tage nicht gäbe, wüden Dinge ganz vergessen, bei uns fragte heute auch eine, Reichspogromnacht? Was ist denn das?
Das find ich dann doch schon heftig, wenn man das nicht weiß.

vom 09.11.2005, 14.39
7. von Trixi

Bin diesmal nicht Deiner Meinung, lieber Engelbert. Es gibt für so vieles Gedenktage, und das ist ein ganz wichtiger, finde ich. Die, die sich mit dem Thema befassen, denken sowieso öfter daran, oder lesen davon. Allen anderen schadet es nichts, wenigstens einmal im Jahr erinnert zu werden, was einst geschah an diesem Tag in Deutschland. Es war der Anfang eines offenen Hasses, der aufs grausamste Millionen von Menschen den Tod brachte.



vom 09.11.2005, 14.02
6. von caro_

Meiner Meinung nach sind Gedenktage schon allein deswegen sinnvoll, weil an ihnen oft besondere Aktionen laufen. Gut, die könnten auch an anderen Tagen laufen, aber ich glaube wenn es an einem Tag/einer Woche so konzentriert ist, dann werden einfach mehr Menschen darauf aufmerksam, die sonst daran vorbeilaufen würden...
Es gibt soooo viele Dinge, die gedenkwürdig sind und da einen Plan zu haben, wann darauf aufmerksam gemacht wird oder dessen gedacht wird finde ich nicht falsch. Es ist ja nicht verboten auch an anderen Tagen sich etwas zu erinnern und es ist auch nicht Pflich an einem Gedenktag zu gedenken!!
Würden bestimmte Dinge ohne einen festen Tag nicht auch mit der Zeit langsam verlohren gehen, die vielleicht doch wichtig sind?

Noch ein anderer Gedanke: Wieso denkt man an der Straßenlaterne, an der man seinen ersten Kuss hatte besonders an diesen Kuss. Könnte man nicht an jeder anderen auch daran denken oder überhaupt? Das ist menschlich.
Genauso sind m.E. Gedenkzeiten/tage menschlich und waren irgendwie schon immer da...

Dass Gedenktage zum Vergessen an anderen Tagen führt finde ich auch nicht richtig. Das Jahr hat nunmal "nur" 365 Tage und an jedem Tag passier so viel. Aber man kommt doch trotzdem immer mal wieder auf den Gedanken an dieses oder jenes schreckliche oder freudige Ereignis, so jedenfalls ich...

So far...
caro

vom 09.11.2005, 13.29
5. von Edith T.

Ich finde bestimmte Gedenktage schon wichtig - gegen das Vergessen vieler verschiedener Ereignisse.
Ich will mich da ohne viele Worte voll und ganz dem Vorkommentar anschließen.

Daran denken - nicht nur, aber besonders an eben diesem (Gedenk-)Tag...!


vom 09.11.2005, 13.24
4. von mir

genau..

vergessen wir weihnachten, ostern, neujahr (man muss doch nicht dem jahreswechsel gedenken), totensonntag (bäh, die sind doch eh immer tot), geburtstage, hochzeitstage..
dre tag an dem der tsunami kam, wann fielen die atombomben - ist doch wurscht, längst vorbei, wen kümmerts? war halt irgendwann, war schlimm - na klar - aber betriffts mich? nö..
warum eigentlich nur die tage? tage werden zu jahren, vergessen wir doch gleich auch ganze kriege, wäre denen, die sie angezettelt haben eh am liebsten..

ja..ironie pur..

in meinem kopf sind nicht die tage als gedenktage weil es ein tag ist - in meinem kopf sind die menschen, die darunter gelitten haben..
nicht nur an dem tag - aber ganz besonders an dem tag..
ich glaub das ist der sinn von gedenktagen - nicht vergessen sollte man es an allen tagen, aber an die OPFER denken..besonders an diesem tag - sie somit nachträglich achten..

so jedenfalls ich..
auch eine form von "nicht wegsehen" vielleicht..

vom 09.11.2005, 12.43
3. von Butzelkuh

Sorry, Du hattest Pogrom ja richtig geschrieben - vergiss bitte meinen Nachsatz!

vom 09.11.2005, 12.39
Antwort von Engelbert:

Doch, es war zuerst falsch und ich hatte das eben, unabhängig von Deinem Kommentar, berichtigt. Hatte die Schreibweise des Wortes leichtfertig übernommen, dann aber geändert.


2. von Butzelkuh

Hallo Engelbert,
den Gedanken von Silverfuxx hatte ich auch als erstes... Ich fände es schade, wenn wir im Jahreslauf auf die Gedenk- und Feiertage (an denen man meist ja auch irgendetwas "gedenkt") verzichten würde. Natürlich sollen einen Feiertage nicht davon befreien, an den anderen Tagen nicht zu ge"denken". Aber was ist so schlimm daran, an einem bestimmten Tag ein bisschen mehr an schöne und fröhliche Ereignisse (Hochzeitstag, Fall der Mauer), an schlimme und traurige Ereignisse (Reichpogromnacht) und manchmal an wiederkehrende Ereignisse (Herbstanfang, Wintersonnenwende) zu denken. Und wenn ich mich richtig erinnere, gab es doch bei Dir z. B. im Kalenderblatt auch ein gewisses Gedenken zum Tag der Dt. Einheit...

Liebe Grüße,
Butzelkuh

PS: Als kleine Rechtschreibprinzipienreiterin möchte ich noch darauf hinweisen, dass es "Pogrom" mit einem "r" heißt... ;-) Es hat nämlich vom Wortstamm her nichts mit "Pro" zu tun - ich werfe noch einen Link aus Wikipedia hinterher: Hier klicken

vom 09.11.2005, 12.36
1. von silverfuxx

Geburtstage und Hochzeitstage z. B., sind auch Gedenktage, dann müßte "man" die konsequenter Weise auch vergessen

vom 09.11.2005, 12.06
Antwort von Engelbert:

ich vergess die ja auch meistens ;))
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