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gesund und teuer (2)

Hab ne interessante Mail zu Gesundheit und deren Kosten erhalten ... weil das aber fürs Tagebuch ein sehr langer Text ist, gibts den erst per weiter lesen:


Hallo Engelbert, Du hast schon lange nichts mehr von mir gehört, Habe deinen Eintrag zum Thema und die Kommentare dazu gelesen.

Wie Du Dich sicher noch erinnern kannst bin ich in der stillen Sozialpolitik als Vertreter des Handwerks tätig und auch im Selbstverwaltungsrat von einer unter den ersten 10 größten Krankenkassen Deutschlands.

Das was so im Spiegel steht ist sehr stark von der oberen Politik beeinflusst. Man versucht mit einer Art verschönter Selbstkritik dem Volk das Zahlen leichter zu machen.

Nun, die Kassen, ob privat oder gesetzlich, können eben nicht alles selbst entscheiden. Der Gesetzgeber, sprich unsere gewählten Volksvertreter, bestimmen per stillem Gesetz (das sind die Gesetze die verabschiedet werden ohne dass diese groß an die Öffentlichkeit gebracht werden und die kaum einer kennt), was die Kassen, die nicht AOK sind, alles machen dürfen.

Jede Kasse hat einen Selbstverwaltungsrat, der je zur Hälfte aus Arbeitgebern und Versichertenvertreter (Arbeitnehmern) besteht, gewählt von den Versicherten der Kassen. Dieser Rat beschließt mit einfacher Mehrheit die Leistungen einer Kasse, so wie auch die Höhe der Beiträge, die nicht vom Gesetz festgelegt sind (Zusatzbeiträge). Dieser Rat entsendet auch jeweils entsprechend der Größe Mitglieder von jeder Seite in den Bezirksrat und in den obersten Verwaltungsrat der Kassen im Gesundheits-Ministerium in Berlin. Dort werden dann die kleinen und auch großen Dinge beschlossen, die dann als zwingende Empfehlung nach unten abgelegt werden.

Und da gehen die Probleme schon los. Denn, wie schon gesagt, der Verwaltungsrat wird von den Kassenmitgliedern alle 6 Jahre gewählt.

Frage: wieviele wählen denn ihren Verwaltungsrat? Bei den letzten Wahlen waren es nicht mal 5 % von den Versicherten, die gewählt haben. Die Arbeitgeber sind sich weitest gehend einig und bestimmen ihre Lobby in die Räte, auf der Arbeiterseite werden dann die Familienmitglieder der Betriebsbosse über die sogenannten freien Wählerlisten aufgestellt und mit den Stimmen aus den großen Betrieben in den Verwaltungsrat gewählt.

Es ist dabei sehr einfach für die Firmenmanager ihre Mehrheit für die freien Listen durchzubekommen. So verschiebt sich dann auch das Stimmverhältnis in den Verwaltungsräten. Da eben diese Verwaltungsräte über das Gesundheitssystem mit entscheiden, kann sich doch jeder vorstellen, wie das dann aussieht. Es werden dann Verträge mit der Pharmaindustrie ausgehandelt, bei denen die Kassen sehr hohe Rabatte bekommen und dies noch als Erfolg verkauft.

Einmal anders ausgedrückt, der Medikamentenpreis wird per Beschluß auf 100 Euro festgelegt, die Kasse bekommt 70% Rabatt, zahlt also bei ärztlicher Verordnung nur 30 Euro. Ein Patient muß aber den Zuzahlungsanteil aus dem vollen Preis bezahlen oder noch mehr, wenn er ein bestimmtes Medikament braucht. Wenn er Glück hat gibt der Apotheker noch großzügig 10% davon ab.

Hier möchte ich aber noch dazu erwähnen, dass die Apotheker an der Preisgestaltung der Medizin absolut nicht beteiligt sind. Die bekommen eine Art Prämie für die Medizin und müssen ihren Lebensstandart über die freien Zusatzverkäufe sichern.

Auch die Hausärzte haben ein Patienten-Bonussystem und steigern ihre Verdienste durch Zusatzleistungen.

Wenn nun eine Krankenkasse sehr gut wirtschaftet und schwarze Zahlen hat, so wird diese durch obersten Beschluß mit einer maroden überschuldeten Kasse Zwangsfusioniert und die Aufsichtsräte stimmen dabei freudig zu. Denn je größer die Kasse ist um so besser ist der Verwaltungsrat zu steuern. Die Folge sind dann wieder Zusatzbeiträge, einseitig alleine von den abhängigen Arbeitnehmern zu bezahlen.

Es gibt hierzu noch sehr vieles zu Berichten, aber ich möchte es mal dabei belassen. Was wir tun können ist, dass wir uns im Jahr 2011 sehr stark an den Sozialwahlen beteiligen und nicht die freien Listen wählen, sondern die der Arbeitnehmer, die aus den Listen der großen Gewerkschaften IG-Metall und Verdi oder auch DGB, Kolbing und VDK aufgestellt sind. Denn das sind die Listen die uns vertreten.

Ebenso wird es Protestdemos im Bundesgebiet geben (am 13.11.) an denen wir durch unsere Teilnahme den Politikern zeigen: So nicht, ihr vertretet das Volk und nicht die Lobby.
 

Engelbert 24.09.2010, 16.08

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Kommentare zu diesem Beitrag

5. von Strandsteine

vielleicht geht dieser Link ?

Hier klicken

vom 25.09.2010, 20.30
4. von Strandsteine

Hallo Engelbert,
hier habe ich noch einen Kommentar,
in dem sich mit der These,die Gesundheitsfürsorge wird teurer,
weil das Volk altert, auseinander gesetzt wird.
Die Statistiken sprechen nur eine andere Sprache und es wird dagelegt,
das wir zwar älter werden,
aber auch ...gesünder...älter werden.
Und nicht durch evtl. bessere Medikamente, sondern, weil wir gesünder leben.
Es wird auch aufgezeigt,
wo sich die Ausgagen verstecken und wie die Zukunft durch die jetzige Weichenstellung für uns aussehen kann....düster...finden die Steine
Hier klicken,_p=363,_t=ftprint,doc_page=0;printpage

vom 25.09.2010, 20.27
3. von gillian

Da kann ich wirklich wiedermal sagen: Gottseidank dass wir Deutschland den Rücken gekehrt haben.

vom 25.09.2010, 13.24
2. von Strandsteine

was ich noch vergessen habe,
so wie ich es recht begriffen habe,
soll den Kassen die Verhandlung mit der Pharmaindustrie für niedrige Preise der Medikamente durch das neue Gesetz erschwert werden.
Nur habe ich dazu leider kein passenden Link...jetzt...
die müden Steine

vom 24.09.2010, 23.18
1. von Strandsteine

Hallo Engelbert,
ein Preistreiber der ganzen Kosten ist ja auch die Pharmaindustrie.
Nur werden dort keine nennenswerten Daumenschrauben angelegt.
Leider finde ich jetzt nicht die Zahl,
die aussagt, wieviel mehr wir hier für Medikamente in Deutschland zum Vergleich des Auslandes zahlen müssen.

Da die Lobby leider auch in der Gesundheitspolitik sehr starken Einfluß hat.
Das wurde durch die fadenscheinige Entlassung von Peter Sawicki schon sehr deutlich.
Hier klicken
ob die Demos eine Lösung sind...
wird sich zeigen, wie mit den Demonstranten auf die Dauer umgegangen wird.

Da die Lobby in jeder Richtung Einzug in die Politik gehalten hat.
Sogar hin bis zu Ausarbeitung von Gesetzen, da sich die Volksvertreter dazu nicht fähig fühlen...
bin würde mich freuen,wenn da etwas bewirkt werden kann.
Hier klicken

ob auch bei den, angeblich zugesagten Geldern der Pharmaindustie nicht auch so eine Absprache wie bei der Atomlobby ans Licht kommt..?
sie müssen nur zahlen...wenn sie nicht die Gelder für ..xyz.. gebrauchen..

also ich bin da sehr pessimistisch,
wenn ich alles als ein Ganzes betrachte...
da fragen sich die Steine schon
...wer regiert uns wirklich.?




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