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meine tante ...

... verabschiedet sich so langsam von dieser Welt ... ein sanfter Abschied auf Raten ... leise Schritte auf dementen Wegen in Richtung Vergangenheit. Still, friedlich, traurig ... manchmal meint man, das aufhalten zu wollen ... aber wir können nur mitgehen ... denn die Fenster zur aktuellen Zeit sind zu Milchglas geworden.
 

Engelbert 26.12.2011, 21.14

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Kommentare zu diesem Beitrag

20. von Sabine N.

Liebe Elisabeth,
danke für Deinen Kommentar. Zunächst hoffte ich auch auf Schilddrüse oder Diabetes, aber die Werte sind in Ordnung.
Leider weigert sich meine Mutter absolut bei einem Arzt etwas abklären zu lassen. Sie führt fadenscheinige Ausreden an wie "Hab mich halt nicht konzentriert", "Man wird ja mal was vergessen dürfen",...
Aber es ist nicht nur das Vergessen, auch eine zunehmende Orientierungslosigkeit. Wir singen gemeinsam in einem Chor. Vor Kurzem haben wir da einen Ablaufplan erhalten und sollten die Noten entsprechend ordnen. Meine Mutter saß vollkommen hilflos mit dem Plan in der Hand da und schaffte das nicht. Das wäre vor einem halben Jahr überhaupt kein Problem gewesen. Und so merke ich es in immer mehr Situationen.

vom 29.12.2011, 08.32
19. von Elisabeth (himmelblau)

Sabine, schau, ob du deine Mutter irgendwie dazu bewegen kannst zum Arzt/zur Ärztin zu gehen. (Vorausgesetzt, es wurde nicht schon abgeklärt, aber dein Eintrag klingt nicht danach.)
Man kann medikamentös den Verlauf von Demenz verlangsamen, sofern sie noch im Anfangsstadium ist. (Ähnlich positive, aber schwächere Effekte soll Gingko haben.)
Wichtig ist auch, den Betreffenden so wenig wie möglich abzunehmen - bei denen, die ein selbständigeres Leben führen, schreitet die Demenz langsamer voran.
(Außerdem sollten auch Stoffwechselstörungen, die zu ähnlichen Symptomen führen können, ausgeschlossen werden - gerade bei Frauen in höherem Alter kommen sehr oft Schilddrüsenerkrankungen vor, die unbehandelt ebenfalls zu Demenzsymptomen führen können, auch Diabetes soll mitunter solche Auswirkungen haben.)

vom 29.12.2011, 03.59
18. von Elisa

Eine Verwandte meiner Freundin ist seit einiger Zeit in einem Altersheim und glaubt, sie sei nur auf Kur und gehe dann wieder zurück nach Hause. Ob sie "lichte" Momente hat, das weiß ich nicht. Aber ihr scheint es dort "auf Kur" sehr zu gefallen.

Eine Großtante von mir war blitzgescheit und sehr selbständig ... bis sie begann immer mehr Dinge zu vergessen und schließlich konnte sie nicht mehr richtig sprechen ... das ging soweit, dass sie am Schluss nur noch die Augen bewegen konnte und sonst nichts mehr an ihrem Körper. Daran konnte ich manchmal erkennen, dass sie mich verstand oder mich gar wiedererkannte.
Das war natürlich nicht nur eine Demenz, sondern angeblich hatte sie mehrere Schlaganfälle und Parkinson, jedoch ganz genau konnten die Ärzte das auch nicht diagnostizieren.

Ja, es ist oft sehr schwierig zu sehen, wie jemand sich derartig verändert.

Alles Liebe,
Elisa

vom 29.12.2011, 00.49
17. von christel

Deine Worte zu der Tante sind sehr wahr und liebevoll. Meine Mutter verstarb im Januar 2008 im Alter von 90 Jahren nach vielen Jahren der Demenz. Es war ein Abschied auf Raten. Sehr schmerzhaft für uns Angehörige. Meine Mutter hatte ab und zu lichte Momente (das hat mich immer stark verwundert, dass dies in dem Zustand noch möglich war) das waren sehr schwere Momente für sie und für uns. Dann war sie sich ganz kurz ihrer Sitation bewusst. Sonst lebte sie in ihrer Welt - und in dieser war sie scheinbar sehr zufrieden. Wir haben sie selbst gepflegt im Familienverband - einer der Enkel mit Ehefrau und Kindern hatte ihr die Einliegerwohnung in seinem Hause zur Verfügung gestellt.

vom 28.12.2011, 10.57
16. von Sywe

Lieber Engelbert,
Du hast die treffenden Worte gefunden, danke!
Ich darf nicht nur mitgehen, ich muss die Stolpersteine aus dem Weg räumen, damit die Angst vor der Tür bleibt.

vom 27.12.2011, 21.41
15. von Regina Colonia

das hast du sehr schön gesagt. Worte, die gut tun, denn meinem schwager geht es auch so ...


vom 27.12.2011, 20.45
14. von beatenr

so einfühlsam!!!
Wie schön, daß diese Tante Euch hat und dass ihr mitgehen könnt, dass Ihr in der Lage seid, in der örtlichen Nähe und auch geistig-seelisch bereit. Das ist sehr viel und wird ihr gut tun. Mögen ihr und Euch die Tage, Wochen, Monate, Jahre leicht sein und allen Gutes tun. Erzähl uns immer wieder von Ihr, damit wir lernen und uns vorbereiten können.

vom 27.12.2011, 19.41
13. von Thamars

Ein sehr achtsamer Text, Engelbert, zu diesem nicht so einfachen Thema. Heute wird statistisch gesehen jede 3. Frau einmal an einer demenziellen Erkrankung leiden.
Danke für Deine Achtsamkeit.

vom 27.12.2011, 18.30
12. von Sabine

Manchmal wirkt dieser Rückzug von der Welt still und friedlich und manchmal wie Du beschreibst auch traurig.
Meine Oma ist fast 100 und seit einem Jahr dement. Bis dahin war sie fit im Kopf. Das ist zwar schwer, aber man kann es so annehmen, weil sie ja ein gesegnetes Alter hat.
Doch im letzten Jahr merke ich entsprechende Veränderungen auch bei meiner Mutter, mit 73, und das erschreckt und belastet mich sehr. Sie verräumt ständig Dinge, behauptet die waren da schon immer, verwechselt Termine, vergisst wie sie etwas gekocht hat, das es seit Jahrzehnten regelmäßig gab, vergisst manchmal das Kochen ganz,....
Das täglich mitzuerleben, das ist nur traurig, überhaupt nicht friedlich.
Vor allem, wenn sie es selbst merkt und dann zu vertuschen versucht.

vom 27.12.2011, 13.53
11. von Gerti

Ich muss sagen, dass hast Du wunderbar ausgedrückt

vom 27.12.2011, 13.30
10. von rose

mit der Mutter erlebt, wenn sie meine Tochter mit meinem Namen ansprach und "schimpfte" (bei Richtigstellung); es in "wachen" Momenten selbst gemerkt hat. "Milchglasmomente", haben mich und meinen Vater (geistig voll auf der Höhe) doch sehr belastet.

vom 27.12.2011, 13.00
9. von ladybird

Auch wenn es traurig ist, so hast du es doch sehr schön beschrieben. Ich wünsche deiner Tante, dass sie in Frieden gehen kann, wenn es so weit ist.

vom 27.12.2011, 10.01
8. von MartinaK

Merkt sie es selber? Wenn ja, wie reagiert sie?
Mein Vater verstarb Anfang Juni mit 84 Jahren vollkommen dement, ich kenne daher alle Stufen vom Milchglas bis zur Zwischenwand...

vom 27.12.2011, 09.18
Antwort von Engelbert:

Ich hab nicht das Gefühl, dass sie das selbst beurteilen kann ... aber wissen tue ich es nicht.

7. von Ingeborg

Hier muss ich heute mal schreiben .
Wie Sie von Ihrer Tante erzählen ist so lieb ! Da suchen die Tränen ihren Weg .
Möge sie sanft einschlafen dürfen .
HerzlichST - Ingeborg , die täglich hier liest :-)

vom 27.12.2011, 08.35
Antwort von Engelbert:

Einschlafen ist noch lange kein Thema ...
6. von Sabine

Lieber Engelbert,
Danke für diese warmen Worte. Ich habe 4 Jahre meinen Demenzkranken Opa mit meiner Oma gepflegt und später meinen Stiefvater mit einer Demenz bis zu seinem Tod begleitet. Und ich arbeite Hauptberuflich in der Pflege , seit 1992 zu 90 % mit Menschen die an einer Demenz erkrankt sind. Ich kenne also beide Seiten . Auf Fortbildungsveranstaltungen die ich für Angehörige halte, verlese ich zum Abschluß immer ein Gedicht. Ich poste es hier mal, wenn dieses nicht erlaubt ist, bitte einfach entfernen. Danke.


ICH

Die Zerklüftung in mir ist fortschreitend

Und nichts kehrt zurück

Die Zerstörung geht rückwärts vor sich

Das Nahe schwindet zuerst

Die Gegenwart zerfällt in kleine Stücke

Ohne Zusammenhang

Schmerz und Freude kommen aus der Vergangenheit

Wenn du sie mit mir lebst

Zukunft ist was Andere mir ermöglichen


Aus Liebe


Gedicht von Heike Schaumann, Kassel, aus Alzheimer Info 4/06

vom 27.12.2011, 07.41
5. von USCHI

Mein Onkel lebt seit 1 ½ im einen Pflegeheim. Es ist ein kleines Haus und er fühlt sich dort wohl. Er lebt in der Vergangenheit. Das Verabschieden auf Raten, wie Du es nennst, beschreibt die Situation sehr gut. Er erkennt zwar immer seine Schwester ( meine Mutter) aber ich hatte immer den Eindruck er weiß nichts mit mir anzufangen..
Ich habe ihm ein Bilderbuch gemacht. Mit Bildern aus seiner Vergangenheit und von unseren letzten Besuchen und Spaziergängen. Bei einem der Bilder hat er mich bei seiner Hochzeit auf dem Schoß. Ich hatte das Gefühl das er mich dann doch mit den Bildern in Verbindjung gebracht hat. Er suchte nach Worten und nach dem Namen von dem Mädchen. Das Milchglas war eine Zeit durchsichtig. Ich mag . Mitgehen, begleiten ja aber noch nicht verabschieden.


vom 27.12.2011, 00.14
4. von *Gaby*

Da stimme ich elfi.s vollkommen zu,
besser und gefühlvoller kann man es wirklich nicht ausdrücken.

vom 27.12.2011, 00.09
3. von elfi s.

Schöne Worte. Besser und gefühlvoller kann man es nicht ausdrücken.
Es ist immer schwer loszulassen.

vom 26.12.2011, 22.50
2. von TK

Sehr schön beschrieben!

Deine Tante, meine Mutter, kein Weg zur Besserung!
Traurig nur dass du sie schon von der Welt "verabschiedest".
Sie lebt noch ! Und hoffentlich noch lange !

vom 26.12.2011, 22.27
Antwort von Engelbert:

Wenn ich sie sehr schön beschrieben habe, dann scheint die Beschreibung zu stimmen. Ich habe sie nicht aus dem Leben verabschiedet, sondern (wie du auch) aus dieser Welt und meine damit nicht die Erde, sondern die bisherige (Er)Lebenswelt.
1. von ErikaX

Ist das die Tante, die Euch immer mal wieder in eine Gaststätte eingeladen hat zum Essen? Das tut mir leid. Vielleicht ergeht es Dir ja ähnlich wie mir vor einiger Zeit. Da verabschiedet sich einer nach dem anderen aus der vorigen Generation und plötzlich merkt man, dass man nun niemand mehr vor sich hat. Man ist selbst das erste Glied in der Generationenfolge. Niemand mehr kann man fragen von den Alten: wie war denn das oder jenes.
Alles Gute wünsche ich Euch.

vom 26.12.2011, 21.51
Antwort von Engelbert:

Ja, das ist diese Tante ...

Ähm ... Korrektur ... das ist die Tante, die "wir" zum Essen einladen ...

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