
Ausgewählter Beitrag
die frau mit den krücken
Sie steht neben mir an der Bäckereitheke. Zwei Krücken. Einkaufstasche um die eine Krücke gehängt. Eine Frau, so zwischen 40 und 50. Dünn, eher "sportlich" von der Statur her. Stark behindert, evtl. von Geburt an (oder durch Kinderlähmung).
Als ich später im Auto sitze, beobachte ich die Frau. Sie läuft mühsam ... für einen Außenstehenden hat es den Anschein, dass sie sich quält. Für 10 Meter Strecke braucht sie schätzungsweise 2 Minuten.
Man möchte ihr helfen, sie tragen. Das wird sie nicht wollen.
Man möchte sagen, dass sie einem leid tut. Das wird sie nicht wollen.
Man möchte sagen, wie toll man ihre anstrengende Selbständigkeit findet. Das wird sie nicht wollen.
Man müsste ihr wie der lauffähigen Frau Müller-Schmitz aus der Nachbarschaft begegnen. Das wird die Frau mit den Krücken wollen. Man müsste sie ignorieren, wie man andere auch ignoriert. Das würde nämlich Gleichberechtigung bedeuten für diese Frau.
Wenn man sie doch beobachtet mit all diesen Gedanken hier, dann wird man für ein paar Minuten sehr dankbar, dass man die 20 Meter vom Auto zur Bäckereitheke in wenigen Sekunden schafft. Man wird für ganz normale Dinge dankbar. Man wird sogar dankbar, dass man sich morgens einfach so anzieht, auch wenn der Bauch im Weg ist. Aber dafür ist man nun wirklich selbst schuld und hat das Maul zu halten.
Als ich später im Auto sitze, beobachte ich die Frau. Sie läuft mühsam ... für einen Außenstehenden hat es den Anschein, dass sie sich quält. Für 10 Meter Strecke braucht sie schätzungsweise 2 Minuten.
Man möchte ihr helfen, sie tragen. Das wird sie nicht wollen.
Man möchte sagen, dass sie einem leid tut. Das wird sie nicht wollen.
Man möchte sagen, wie toll man ihre anstrengende Selbständigkeit findet. Das wird sie nicht wollen.
Man müsste ihr wie der lauffähigen Frau Müller-Schmitz aus der Nachbarschaft begegnen. Das wird die Frau mit den Krücken wollen. Man müsste sie ignorieren, wie man andere auch ignoriert. Das würde nämlich Gleichberechtigung bedeuten für diese Frau.
Wenn man sie doch beobachtet mit all diesen Gedanken hier, dann wird man für ein paar Minuten sehr dankbar, dass man die 20 Meter vom Auto zur Bäckereitheke in wenigen Sekunden schafft. Man wird für ganz normale Dinge dankbar. Man wird sogar dankbar, dass man sich morgens einfach so anzieht, auch wenn der Bauch im Weg ist. Aber dafür ist man nun wirklich selbst schuld und hat das Maul zu halten.
Engelbert 20.07.2005, 12.41
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Kommentare zu diesem Beitrag
2.
von Carola (Fürth)
Ich denk auch, dass die Frau sich wahrscheinlich an ihre eingeschränkte Motorik gewöhnt und damit arrangiert hat. Es kommt wohl darauf an, ob das gehen ihr Schmerzen bereitet oder nicht. Vielleicht braucht sie ja überhaupt kein Mitleid, weil sie ein lebensbejahender, froher Mensch ist.
Klar schaut man immer zuerst auf die Behinderung .. doch nach einer Weile sieht man nur noch den Mensch. Es ist normal, dass wir Menschen verschieden sind ... :-)
vom 20.07.2005, 16.21
Ich denk auch, dass die Frau sich wahrscheinlich an ihre eingeschränkte Motorik gewöhnt und damit arrangiert hat. Es kommt wohl darauf an, ob das gehen ihr Schmerzen bereitet oder nicht. Vielleicht braucht sie ja überhaupt kein Mitleid, weil sie ein lebensbejahender, froher Mensch ist.
Klar schaut man immer zuerst auf die Behinderung .. doch nach einer Weile sieht man nur noch den Mensch. Es ist normal, dass wir Menschen verschieden sind ... :-)
vom 20.07.2005, 16.21
1.
von Pat
Es wird in diesem Land viel zu sehr gejammert, obwohl es den meisten Menschen verdammt gut geht. Gesundheit ist das höchste Gut, was wir haben. Einfach mal zufrieden sein mit sich und der Welt, das ist doch wohl machbar, oder? Für die Frau ist die Situation wahrscheinlich ganz normal, sie wird sich damit arangiert haben. Sie scheint einen starken Willen zu haben, Alltragssituationen eigenständig bewältigen zu können. Sich nicht unterkriegen zu lassen und das Beste aus der eigenen Situation machen, da könnte man sich mal eine Scheibe von abschneiden.
vom 20.07.2005, 14.59
Es wird in diesem Land viel zu sehr gejammert, obwohl es den meisten Menschen verdammt gut geht. Gesundheit ist das höchste Gut, was wir haben. Einfach mal zufrieden sein mit sich und der Welt, das ist doch wohl machbar, oder? Für die Frau ist die Situation wahrscheinlich ganz normal, sie wird sich damit arangiert haben. Sie scheint einen starken Willen zu haben, Alltragssituationen eigenständig bewältigen zu können. Sich nicht unterkriegen zu lassen und das Beste aus der eigenen Situation machen, da könnte man sich mal eine Scheibe von abschneiden.
vom 20.07.2005, 14.59
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