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zum thema ein jahr schwarz tragen ...

... da denke ich an meine Mutter, die 18 war, als ihr Vater starb. Ein Jahr lang musste sie schwarz tragen, dann schwächte sich das über grau und dunkelblau langsam ab ... ihre Mutter, die ihren Mann verloren hatte, hat nie wieder bunt getragen. Noch schlimmer als die schwarze Kleidung war die Tatsache, dass meine Mutter ein Jahr lang nicht tanzen oder ins Kino gehen durfte. Den Mann ihres Herzens durfte sie auch nicht heiraten (weil er katholisch war) und einen Beruf durfte sie auch nicht lernen, nicht wegen der Trauer, sondern überhaupt.

Engelbert 20.06.2019, 17.18

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Kommentare zu diesem Beitrag

27. von Engelbert

@ Mara: 1956 war man erst mit 21 volljährig und meine Mutter war damals 18 ... das muss man auch beachten ...

vom 22.06.2019, 19.59
26. von Mara

Zwänge hin oder her ...

Ab irgendwann ist ein Kind (Tochter, Sohn) kein "Kind" mehr
und für sich selbst veantwortlich.

Die "Liebe des Lebens" zu heiraten,
hätte möglicherweise einen Bruch mit Familie (oder Kirche) gegeben,
ganz sicher nicht einfach.

Aber mit welchem Selbstbewusstsein tritt "man" der nächsten Generation gegenüber!

vom 22.06.2019, 19.19
25. von christine b

oh mein gott, was war das damals für ein furchtbares und hartes leben für junge frauen, deine mutter kann einem wirklich leid tun, wie streng sie erzogen wurde.
wenn ich denke, wie frei unsere kinder aufwachsen durften, ohne zwänge mit eigenen wünschen und wie tüchtig sie auch ohne druck geworden sind.
furchtbar wie damals die kinder und jugendlichen unter druck gesetzt wurden, nur weil man glaubte, dass sie dann tüchtige menschen werden und sicher auch wegen der nachbarn und verwandten.
motto: was hätten die gesagt, wenn nicht ein jahr schwarz getragen worden wäre, wenn ein evangelischer einen katholischen geheiratet hätte.
was hat diese strenge, frustrierende erziehung gebracht? genau das gegenteil von glücklichen, weltoffenen menschen. echt traurig.

vom 22.06.2019, 09.52
24. von flodo

Als meine Oma starb trug ich auch gut über ein Jahr schwarz - freiwillig und es hat mir echt gut getan - in schwarz verschwindet man ein wenig in der Wahrnehmung und wird in Ruhe gelassen. Alles hat seine Zeit...

vom 22.06.2019, 00.33
23. von DieLoewin

zu dem Thema fällt mir die Szene aus "vom Winde verweht" ein, wo Rhett Butler Scarlett zum Tanz ersteigert, obwohl sie in Trauer ist... köstlich...

vom 21.06.2019, 20.05
22. von christie

Ach Gott, Deine Mutter führte ein Leben im Zwang, wie furchtbar. Es ist für uns inzwischen unvorstellbar wie sehr man früher die Frauen kasteit hat. Man hat ihnen damit wahrscheinlich die ganze Lebensfreude genommen.
Hat sich das auf Deine Mutter und dadurch natürlich auch auf Dich negativ in irgendeiner Weise ausgewirkt?


vom 21.06.2019, 19.03
21. von Maria

ich trag schon über 40 jahre schwarz und immernoch festlich :-)

vom 21.06.2019, 13.23
20. von Karin v.N.

Dieses "Schwarztragen" ist glaube ich einmal auf die ältere Generation bezogen, ein anderes Mal auf die Gegend, Stadt oder Land. In erste Linie war es wohl das familiäre und nachbarschaftliche Umfeld welches diese Farbe einfach erwartete und der man sich unterwarf. Ich kenne z.B. meine Großmutter (die eine die ich als Kind erlebte im Haus meiner Tante) nur in schwarz, vielleicht klitzeklein gemustert durch helle Blümchen. Aber schon meine Mutter hat als mein Vater vor über 25 Jahren starb nur kurz schwarz getragen und dann wieder ihre farbigen Kleider angezogen. Hier im Ort sah ich eine erst vor kurzem gerade erst Witwe gewordene Frau bei einer dörflichen Feier in ganz normaler Kleiderfarbe und hab mich gefreut, dass es auch hier wohl keine Rolle mehr spielt und niemand schief guckt. Meistens ist so was "Eingefordertes" ja ohnehin nur für "die Leute", denn Trauer hat doch keine Kleiderfarbe nötig.

vom 21.06.2019, 13.11
19. von Hildegard

Nach dem Tod meines Mannes vor 45 Jahren habe ich den üblichen Monat schwarz getragen. Nicht weil ich es wollte, sondern weil es einfach eben üblich war. Beim Tod meiner Mutter in Hannover war ich ja schon in Aschaffenburg und da war das ja den lieben Mitmenschen zuliebe nicht mehr nötig. Die Trauer wird ja innen nicht außen getragen.

Zum Thema Schule und Berufsausbildung war mein Stiefvater auch der Meinung, ein Mädchen braucht nur das Nötigsten und das war Volksschule und eine 2-jährige Büro-Lehre und dann hieß es Geld anschaffen und mögl. schnell aus dem Haus.

Gedanken aus der Vergangenheit fliegen mich genauso wie Engelbert auch immer wieder an und erstaunlicherweise heute im Alter viel mehr als in jüngeren Jahren. Man schaut eben einfach auf ein gelebtes Leben zurück, das nicht mehr so viel Zukunft hat und Vergessen ist auch mir nicht möglich. Könnte man generell die Vergangenheit vergessen, wären auch die guten Zeiten nicht mehr dabei.

vom 21.06.2019, 09.32
18. von MOnika Sauerland

Was Frauen dieser Welt sich doch alles haben gefallen lassen. Leider ist die Unterdrückung immer noch aktuell. Zum Glück haben sie sehr viele Bereiche erobert die ihnen genau so zu stehen.
Wer sagt was und wie Menschen leben sollen??

vom 21.06.2019, 08.33
17. von ReginaE

das ist echt gnadenlos und hart gewesen!!
Also in meiner Familie kam das nicht nie vor. Weder das schwarz tragen, noch dass die Töchter keine berufliche Ausbildung haben durften. Meine Mutter, die nun bereits 93 Jahre alt ist wurde damals Lehrerin, ihre Schwester lernte eine Ausbildung im heimischen handwerklichen Betrieb und schwarz trug man wirklich nur zur Beerdigungen. Mehr war da gar nicht.

Wahrscheinlich ist das regional unterschiedlich gehandhabt worden und auch wie dörflichen Strukturen waren. Meist hatten die Männer das Sagen, was ich selbst nie erlebt hatte.
Meine Eltern selbst kamen aus einer sehr liberalen Dorfstruktur in Thüringen und waren ziemlich überrascht über das strenge pietistisch geprägte Dorf hier im Schwäbischen.

vom 21.06.2019, 07.55
16. von Lina

Das find ich echt schlimm... sehr traurig.
Das ist ja als würde deine Mutter für den Tod dafür büsen müssen.

Ich war jetzt bei einer Hochzeit... wo die Mutter der Braut erst kurz davor gestorben ist. Die Mutter hätte bestimmt nicht gewollt dass alles abgesagt wird. Ich fand es rührend... ein Bild von der Mutter war am Altar aufgestellt... rundherum liebevoll gestaltet... und der Pfarrer meinte "er sei überzeugt, dass die Mutter der Braut auch anwesend ist"... sie wurde in einer Fürbitte erwähnt... sie war eigentlich Teil der Trauung.

vom 21.06.2019, 00.37
15. von Monika(NRW)

Meine Mutter hat ebenfalls schwarze Kleider ein Jahr lang getragen, nachdem ihr Vater gestorben war. Das war damals so. Wir Kinder mussten das nicht. Jetzt weiß ich, daß man mit dem Herzen trauert.


vom 20.06.2019, 22.21
14. von Engelbert

@ Inge: ich kanns nicht vergessen, aber ich trags nicht mit mir rum ... die Oma ist seit 55 Jahren tot, meine Mutter seit 25 Jahren ... ist alles Vergangenheit.

vom 20.06.2019, 22.05
13. von Inge

Engelbert, es tut mir Leid, wenn dich das Vergangene noch immer so belastet. Jeder von uns trägt einen Teil der Familienvergangenheit mit sich herum, aber es zählt das HEUTE. Fehler, die unsere Eltern gemacht haben und Schicksale, die sie erlitten haben, gehören nicht zu uns. Wir bekommen unser eigenes Bündel aufgeschnürt und dürfen diese Last auch nicht weitergeben und die Nachkommen damit belasten. Deine Mutter würde sich vielleicht grämen, wenn sie wüßte, dass du noch heute unter ihrer Last zu leiden hast. Lerne loszulassen, um deinetwillen und für deine Frau. So wie wir die schwarze Kleidung nach einem Abschied weglegen.....der Eine früher, der Andere später.....so müssen wir auch das Rückwärtsdenken aufgeben und das Vorwärtsleben beginnen. Jetzt ist DEIN Tag, DEINE Zeit und DEIN Leben! Mag sein, dass du meine Haltung als hart empfindest, aber ich habe das auch lernen müssen. Möge es auch dir gelingen!

vom 20.06.2019, 21.49
12. von Engelbert

Das, was damals passiert ist, ist im normalen Alltag gar nicht präsent in meinem Leben, es sei denn ich stoße durch ein bestimmtes Stichwort gedanklich auf diese Zeit. Aber die ist Vergangenheit und bestimmt meinen Alltag längst nicht mehr. Man kann eh nix mehr rückwirkend ändern.

vom 20.06.2019, 21.15
11. von rosiE

jaja die erinnerungen, mir hat mein vater gesagt, in meine ausbildung steckt er kein geld, weil ich ja sowieso heirate und kinder kriege und am herd stehe...., und ich habe keine widerworte gegeben, weil ich so erzogen wurde, die erwachsenen haben recht und die jungen halten den mund und reden nur, wenn sie gefragt werden, das war so,
heute versuche ich an heute zu denken und das braucht aber übung,

vom 20.06.2019, 20.30
10. von Maria

Zum Glück hat sich das inzwischen alles geändert. Als wir geheiratet haben, musste ich auch noch die Zustimmung von Rom haben, weil mein Mann evangelisch istund ich musste versprechen, dass meine Kinder katholisch erzogen werden. Heute ist das alles einfacher. Deine Mutter hat bestimmt sehr darunter gelitten, dass sie nicht den Mann ihres Herzens heiraten durfte, nur wegen eines anderen Glaubens. Aber früher war das alles schwierig.

vom 20.06.2019, 20.24
9. von Margareta

Tja, die guten alten Zeiten waren nicht immer gut... meine Mutter war 3, als ihr Vater starb - und dann war ein Verwandter ihr Vormund, weil damals eine Frau nicht die Vormundschaft über ihre eigenen Kinder haben durfte. Schrecklich und heutzutage gottseidank nicht mehr vorstellbar.

vom 20.06.2019, 19.52
8. von Ursi

Ach, da könnte ich weinen - weil ich so sehr mitfühle mit deiner Mutter.
An solche Zeiten kann ich mich noch erinnern. Solche Situationen hat es bei uns im Dorf und rundum in den Dörfern auch gegeben. Wie viele Leute sind dadurch unglücklich geworden. Und dann für das ganze Leben! Schrecklich!

vom 20.06.2019, 19.12
7. von Juttinchen

Die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert.


vom 20.06.2019, 19.11
6. von Engelbert

@ Philomena: ich kann das nicht vergessen, weil damals viel passiert war, dass das Leben meiner Mutter kaputt gemacht hat ...

vom 20.06.2019, 18.35
5. von lamarmotte

Das hört sich an wie aus sehr, sehr weit zurückliegenden Zeiten und ist heute kein Thema mehr.
Hier wird nicht einmal bei Beerdigungen überwiegend Schwarz getragen, geschweige denn in der Zeit danach.

vom 20.06.2019, 17.56
4. von charlotte

Reagiere wie Andrea.
Die lieben Verstorbene wünschen sicher, dass man das Leben geniesst. Das will nicht heissen sie zu vergessen.

vom 20.06.2019, 17.39
3. von philomena

Da sind "durfte" und nicht tanzen gehen.
Das war damals so, meist auf dem Land.
Die Zeiten sind vorbei. Sie hatten ihre Bedeutung und ihre Berechtigung.

Einfach nur, vergiss es! Oder was hindert dich daran?

vom 20.06.2019, 17.38
2. von ixi

Mein Großvater ist gestorben als mein Vater 3 Jahre alt war und wenn ich darüber nachdenke welche Fotos ich von meiner Großmutter kenne: sie ist immer schwarz gekleidet - deshalb vermute ich, dass sie auch nur noch schwarze Kleidung getragen hat wenn das nicht damals eventuell sowieso üblich war denn der Tod des Mannes war 1915.

vom 20.06.2019, 17.34
1. von Andrea

Man trauert mit dem Herzen, nicht mit der Kleidung.

vom 20.06.2019, 17.21
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